RaBe-Info
Von
Simone Keller
am
15. Mai 2025
DAMAGING ACADEMIA - eine Dokumentation über die palästinasolidarische Besetzung an der Uni Bern
Am 12. Mai 2024 haben Studierende das Unitoblergelände in Solidarität mit Palästinenser*innen besetzt. (Foto: David Fürst)

Am 12. Mai 2024 wurde aus Solidarität mit der Bevölkerung in Gaza, Palästina, das Unitobler-Gebäude der Universität Bern besetzt. Die studentischen Proteste und Besetzungen hatten ursprünglich an der Columbia University in den USA begonnen. Die Studierenden in Bern waren somit Teil einer internationalen Studierendenbewegung, die sich gegen den Völkermord an Palästinenser*innen durch Israel positioniert.

Die Dokumentation «DAMAGING ACADEMIA» des Berner Mediums megafon arbeitet die vier Tage der Besetzung auf und bezieht dabei insbesondere die Medienberichterstattung, Stellungnahmen zu der Besetzung seitens der Universität sowie den Kontext zur Situation in Palästina mit ein.

«Es geht uns auch um den Umstand, dass ein Jahr später der Genozid noch immer andauert – und dass die Haltung der Uni noch immer dieselbe ist. »
Vertreter*in von megafon

Das Bedürfnis nach dieser Dokumentation sei entstanden, weil zwar zahlreiche Medienberichte, Originalaufnahmen und Stellungnahmen vorhanden gewesen seien, jedoch eine Kontextualisierung und kritische Beleuchtung dieses Materials gefehlt habe.

Zudem war es megafon ein Anliegen, eine aus ihrer Sicht fehlende Perspektive einzubringen, erklärt ein Vertreter des Berner Mediums und fügt an: «Dann geht es uns auch um den Umstand, dass ein Jahr später immer noch viel Schlimmes passiert, dass der Genozid andauert, dass die Bevölkerung am Verhungern ist, weil die Nahrungszufuhr seit Monaten abgeschnitten wird – und dass die Haltung der Uni immer noch dieselbe ist.»

Stellungnahme der Universität Bern zur Dokumentation und zu den palästinasolidarischen Besetzungen

Grundsätzlich gilt es festzuhalten, dass die Universität Bern ein Ort des Gedankenaustauschs und der Debatte ist; sie hält die Meinungsfreiheit und den offenen Diskurs im Rahmen der Rechtsordnung hoch. Dabei verurteilt die Universität Bern jegliche Form von Gewalt und deren Unterstützung sowie Diskriminierung. Das grosse Leid, das der Zivilbevölkerung im Gazastreifen und auch in Israel widerfährt, wühlt viele Studierende emotional auf und macht sie ratlos. Dem will die Universität Bern mit den einer akademischen Institution gemässen Mitteln begegnen, also mit Aufklärung und einer offenen, differenzierten Diskussion. Besetzungen bieten dafür jedoch keinen Rahmen.

Die Universität Bern hat Veranstaltungen organisiert, die für das Verständnis des Nahostkonflikts wie auch des Antisemitismus, aber auch für das Selbstverständnis der Universität als wissenschaftliche und nicht politische Institution relevant sind. Diese Veranstaltungen wurden und werden teils dezentral von verschiedenen Fächern angeboten, teils wurden sie vom Arbeitskreis zum Thema Wissenschaftlichkeit initiiert, der sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Universitätsleitung, den Fakultäten, den Studierenden und dem Mittelbau zusammensetzt.


Die Vertreterinnen von megafon finden, dass die Zurückhaltung der Universität Bern in Bezug auf den Völkermord an den Palästinenser*innen der akademischen und politischen Unabhängigkeit schade. Solche Entwicklungen seien im Kontext eines politischen Rechtsrucks zu lesen, wobei auch politischer Druck auf Universitäten ausgeübt werde, so die Vertreter*innen. Palästinasolidarische Stimmen werden international unter Druck gesetzt – auch Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International zeigen sich besorgt. Von der Haltung der Universität Bern zeigt sich ein Vertreter von megafon enttäuscht: «Ich finde es problematisch, wenn sich die Universitätsleitung öffentlich eher um den Ruf der Uni sorgt als um die kritischen Debatten.»

«Ich finde es problematisch, wenn sich die Universitätsleitung öffentlich eher um den Ruf der Uni sorgt als um die kritischen Debatten.»
Vertreter*in von megafon

Das Live-Gespräch mit den Vertreter*innen von megafon hier nachhören:

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