Mit einer knappen Mail wurden die Studierenden der Universität Bern gestern über die erhöhten Semestergebühren informiert. Der Regierungsrat habe beschlossen, die Studiengebühren anzupassen, hiess es. Neu zahle man 850 statt 750 Franken pro Semester, ausländische Studierende gar 1700 Franken zusätzlich pro Semester; bisher waren es nur 200 Franken. Die Ankündigung kommt wenig überraschend. Die Erhöhung hat der Grosse Rat in seiner Budgetdebatte vor rund einem Jahr beschlossen.
Der Studierendenschaft der Universität Bern ist die Erhöhung trotz Ankündigung ein Dorn im Auge. Man nehme den Beschluss mit grosser Sorge zur Kenntnis. Dieser gefährde die Chancengleichheit, schwäche den Bildungs- und Forschungsstandort Bern und verschärfe langfristig den Fachkräftemangel. Auf die Finanzen der Universität hätte dies fast keinen Einfluss, so Linda Estermann von der Studierendenschaft der Universität Bern. Die Erhöhung treffe Studierende mit einem bescheidenen Einkommen besonders stark. Besonders stossend sei dabei die Erhöhung der Gebühren für ausländische Studierende; dadurch verliere Bern an Attraktivität als Bildungs- und Forschungsstandort.
Die JUSO Kanton Bern sieht in der Gebührenerhöhung für ausländische Studierende eine fremdenfeindlich motivierte Abschreckung. Die Studierendenschaft SUB fordert nun, dass das Stipendienwesen des Kantons überarbeitet wird und dass Studierendenorganisationen künftig involviert werden, wenn man Studiengebühren erhöhen will. Denn Studiengebühren sind nicht nur kantonal unter Druck, sondern auch national: Studierende sollen ab 2027 landesweit das Doppelte, ausländische das Vierfache der jetzigen Studiengebühren zahlen. Ab 2027 möchte der Bund jährlich 460 Millionen Franken im Bildungsbereich einsparen, als Teil des Entlastungspakets 27. Dagegen haben im Herbst tausende in Bern demonstriert. Die Sparmassnahmen seien alarmierend, so Linda Estermann.
Kantonal sind die neuen Studiengebühren für das kommende Semester somit unter Dach und Fach; Spielraum gibt es bei der nationalen Erhöhung. Wie die Studierendenschaften ihre Gegenkampagne gestalten, ist noch unklar, so Linda Estermann von der Studierendenschaft der Universität Bern. Klar ist jedoch, dass mit Widerstand vonseiten der Studierenden zu rechnen ist.