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2. Oktober 2025
Mit einem Modefonds gegen Fast Fashion
volltoll.ch / Public Eye
Foto: volltoll.ch / Public Eye Mit einer Aktion auf dem Bundesplatz macht Public Eye zusammen mit anderen Organisationen auf die Problematik von Fast Fashion aufmerksam

Die Bekleidungsindustrie verursacht weltweit rund 10 Prozent des CO₂-Ausstosses, zudem ist die Branche bekannt für sehr schlechte Arbeitsbedingungen. Vor allem Fast Fashion, also Billig- und Wegwerfmode, ist bereits in der Produktion ein ökologisches Desaster und das Verhalten der Konsument:innen führt dazu, dass sich Textilien zu tonnenschweren Müllbergen türmen. Die Nichtregierungsorganisation Public Eye hat gestern dem Bundesrat eine Petition mit rund 35'000 Unterschriften überreicht. Ein Modefonds soll dazu beitragen, ein Gleichgewicht in die Modeindustrie zu bringen. Wie das geht, erklärt David Hachfeld von Public Eye.

RaBe-Info: Weshalb ist die Modebranche so problematisch?

David Hachfeld, Public Eye: Im Modebereich produzieren wir immer mehr, einfach, weil dieser Markt dadurch Profite erwirtschaftet, dass er immer weiter und schneller wächst, als eine reale Nachfrage da ist. Sprich, es wird einfach Mode in diesen Markt hineingepresst. Die Auswirkungen sind einerseits ökologisch katastrophal, weil wir eine enorme Ressourcenverschwendung haben. Also Fasern nutzen, die einen ganz langen Nutzwert hätten, aber die im Grunde nach einer kurzen Nutzung schon wieder entsorgen und neue anbauen, unter problematischen Bedingungen. Sowohl in der Landwirtschaft als auch im Bereich Chemikalien, als auch bei fossilen Rohstoffen, wenn es um Polyester geht und so weiter. Und auf der anderen Seite, dadurch, dass dieser Markt ein Billigmarkt ist, sind die Produktionsbedingungen wirklich schlecht. Sprich, die Löhne der Arbeiterinnen sind niedrig, Arbeitszeiten überlang. Menschen werden ausgebeutet, damit wir schneller Mode konsumieren.

RaBe-Info: Nun will Public Eye diese Auswirkungen bekämpfen. Mit einer Petition fordern sie vom Bundesrat konkrete politische Massnahmen, und zwar mit der Einrichtung eines Modefonds. Wie funktioniert denn so ein Modefonds?

David Hachfeld, Public Eye: Der Modefonds funktioniert im Kern in drei Schritten. Wer Wegwerfmode und Billigmode auf den Markt bringt, der zahlt pro Kleidungsstück eine bestimmte Abgabe. Wer bessere Produkte auf den Markt bringt, die länger halten, die aus besseren Materialien hergestellt sind, fairer hergestellt sind, der zahlt einen geringeren Beitrag. Das heisst, er gibt sofort einen Anreiz ein besseres Angebot zu machen, weil man eine entsprechend geringere Abgabe zahlen muss. Und aus den Mitteln, die eingenommen werden in diesem Fonds, könnte eine textile Transformation finanziert werden. Zum Beispiel ein Reparaturbonus wäre über so etwas finanzierbar, also, dass man Reparaturen kostengünstiger anbieten kann. Oder auch ein besseres Recycling, am besten auch gleich lokal vor Ort, eine bessere Weitergabe von Kleidung und Programme, die die Produktionsbedingungen besser machen.

RaBe-Info: Das heisst also im Endeffekt, so billige Mode würde es nicht mehr geben, also ein T-Shirt für 2 Franken 50 gibt es nicht mehr. Aber die Kleidung, die man kauft, kann man viel länger tragen.

David Hachfeld, Public Eye: Wie sich das Angebot verhält, wird man sehen. Wo das Angebot ja deutlich grösser wird und auch nicht teurer, das ist der gesamte Bereich von Kleidung, die aus Upcycling besteht oder Secondhand. Das heisst, da ist eher damit zu rechnen, dass das Angebot grösser, besser und günstiger wird in diesem Bereich. Es ist ja meistens auch ein Bereich, der entsprechend kostengünstig ist, wo also gute Kleidung, die noch einen hohen Gebrauchswert hat, günstig und besser erhältlich ist. Das verlängert die Lebensdauer, das ist das ökologisch Sinnvollste, was wir machen können. Was neue Waren betrifft, ja, das wird man sehen. Also wir schlagen vor, dass eine Gebühr von rund 1 bis 2 Franken pro Kleidungsstück erhoben werden würde. Ich glaube, das wird Mode nicht total verteuern, aber gerade im Billigsegment ist das schon spürbar. Ganz ehrlich, wenn wir den absoluten Schrott aus diesem Markt herausbringen, dann ist es vielleicht auch nicht gerade das Schlechteste, was wir erreichen können.

RaBe-Info: Der Modefonds will also Anreize schaffen, dass Kleider anders produziert und gehandelt werden. Jetzt ist es ja so, dass viele dieser extrem billigen Kleidungsstücke gar nicht erst getragen werden, sondern nach dem Kauf eigentlich direkt auf dem Müll landen. Kann denn dieser Modefonds auch bei den Konsumenten in ein anderes Bewusstsein schaffen, damit mit Kleidung ganz allgemein anders umgegangen wird?

David Hachfeld, Public Eye: Der Modefonds ist ein Beitrag, diese Branche besser zu machen, in dieser Branche aufzuräumen. Und ja, es ist ein kleiner Anreiz, auch finanziell. Wenn ich zum Beispiel weiss, ich kann, wenn ich ein Paar Schuhe zum Reparieren bringe, das günstiger bekommen, dann werde ich das eher tun. Das heisst, ich werde wahrscheinlich mein Konsumverhalten zum Positiven verändern, indem ich eben Produkte länger nutze, reparieren lasse und so weiter. Ich glaube, wichtiger ist aber auch diese Angebotslenkung im Markt. Also, dass man eben auch für Händler, Anbieter wirklich auch einen Anreiz schafft, bessere Mode auf diesen Markt zu bringen. Um da dieses ungleiche Spielfeld, das existiert, wo jene, die wirklich Schrott ausbeuterisch produzieren und auf den Markt bringen, das einfach machen können, irgendwie billiger dastehen und so weiter. Das würde zu einem gewissen Grad kompensiert. Ich sage nicht, dass der Modefonds das komplett geradebiegen würde, aber er würde zumindest diesem ungleichen Wettbewerb leicht entgegenwirken. Und endlich mal jene mehr belohnen, die sich wirklich darum bemühen, bessere Sachen anzubieten, bessere Geschäftsmodelle zu haben. Die eben nicht darauf ausgerichtet sind, uns immer wieder neue Billigkleidung aufzudrücken, die wir gar nicht brauchen.

 

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