Seit über zwei Jahren wird El Fasher in Nord Darfur, Sudan belagert. Die Rapid Support Forces (RSP) verübten jüngst, am 11. August, ein Massaker an den Zivilist*innen vor Ort. Genaue Informationen sind lebensrettend bei einem Angriff. Aber das Telekommunikationssystem ist in der Region nicht mehr funktionsfähig. Nathaniel Raymond analysiert mit seinem Team an der Yale School of Public Health Satellitenbilder (YSPH), um Zivilist*innen und humanitäre Gruppen vor Ort im Sudan vor Gefahren und Attacken zu warnen.
Nathaniel Raymond ist Geschäftsführer des Humanitarian Research Lab an der Yale School of Public Health (YSPH). Raymond war als humanitärer Helfer unteranderem nach Äthiopien, Afghanistan, Sudan oder an die US-Golfküste nach dem Hurrikan Katrina entsandt. Er hat mehrere UN-Organisationen, Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen offiziell beraten.
Dank den Satellitenbildern und Analysen der YSPH konnten das Massaker am 11. August zeitnah verifiziert werden. Gemäss Nathaniel Raymond helfen die Satellitenbilder nicht nur, Massaker wie jenes in Abu Shouk bei Al Fasher zu verifizieren, sondern tragen auch zur Frühwarnung bei.
Die gesammelten Daten dienen drei zentralen Zwecken: taktischer Entscheidungsunterstützung, Beweissicherung für internationale Strafverfahren und langfristiger Trendanalyse – etwa zur Vertreibung oder zur Zerstörung landwirtschaftlicher Flächen.
Im Vergleich zu Konflikten wie in der Ukraine, wo soziale Medien und Mobilfunkdaten viele Informationen liefern, ist die Lage im Sudan besonders prekär: die Satellitenbeobachtung bleibt oft die einzige zuverlässige Quelle.
Hinzu kommt: Die aktuelle Regenzeit erschwert die Datenerhebung zusätzlich. Dichte Wolken und unpassierbare Strassen blockieren nicht nur Satellitensicht, sondern auch Flucht- und Hilfswege – mit fatalen Folgen für die Bevölkerung. Krankheiten wie Cholera breiten sich aus.
Raymond beklagt die internationale Untätigkeit: „Was wir derzeit in Al Fasher erleben, ist das letzte Kapitel eines seit über 20 Jahren andauernden Völkermords in Darfur – doch niemand schaut hin.“ Trotz massiver Gewalt, Hunger und Vertreibung gibt es bislang kaum politische Reaktionen. „Wir wissen, dass Staaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate die RSF unterstützen. Aber ohne öffentlichen Druck geschieht nichts“, warnt er.
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