RaBe-Info
Von
Simone Keller
am
31. Januar 2025
Ein globales Spital im kolonialen Afrika
Fotografie zeigt Albert Schweitzer mit dem Spitalkoch Saley in Lambarene im Jahr 1945 (Bildquelle: S. 133, Archives Centrales Albert Schweitzer, Gunsbach)

Anfangs 20. Jahrhundert reiste der Elsässer Albert Schweitzer (1875-1965) in das von Frankreich kolonialisierte Gabun und gründete dort ein Spital. Der ehemalige Nobelpreisträger wurde zu einer international bekannten, aber auch umstrittenen Figur.

 Über die Institution und die Abläufe im Spital selbst, gab es bisher jedoch weniger Recherchen. Die neue Publikation “Schweitzers Lambarene. Ein globales Spital im kolonialen Afrika versucht das zu ändern. So hat ein Forschungsteam am Institut für Medizingeschichte an der Universität Bern hat das Spital in Lambarene vor dem Hintergrund des kolonialen Afrikas untersucht.

Gegründet hat Schweitzer das Spital im Jahr 1913 mit seiner Frau Helene in der Pariser Evangelischen Mission in Lambarene. Gemäss Hubert Steinke, Professor für Medizingeschichte handle es sich dabei um eine globale Einrichtung die international zum Symbol von humanitärer und medizinischer Hilfe wurde.

Der als «Urwalddoktor» bekannte Schweitzer verfolgte damit auch eine «Zivilisierungsmission», so Hubert Steinke. Die christliche Nächstenliebe und die Arbeit sollten in der afrikanischen Gesellschaft verankert werden. Dass Afrikaner*innen von Europäer*innen zivilisiert werden müssten, weil sie dies selbst nicht könnten, sei grundsätzlich ein koloniales Denken, erklärt Hubert Steinke: «Das Koloniale befindet sich in dieser Zivilisierungsidee.»

«Das Koloniale befindet sich in dieser Zivilisierungsidee.»
Hubert Steinke Medizinhistoriker, Universität Bern

Zu Albert Schweitzer selbst gebe es viel Literatur von lobenden Hagiographien bis hin zu hochkritischen Berichten, die dem Arzt wenig Gutes übrighaben. Bisher gebe es aber noch wenig fundierte, substantielle Forschung zum Spital und den medizinischen Abläufen selbst. Dies obwohl es an Quellenmaterial nicht gemangelt habe.

Eine Schwierigkeit waren die Lücken in den Quellen, so der Medizinhistoriker. Dies sei grundsätzlich ein Problem wenn man in kolonisierten Ländern forsche, so Steinke. Es gebe grundsätzlich mehr Informationen zu westlichen Mitarbeitenden. «Was dachten den eigentlich die afrikanischen Mitarbeitenden vom Spitla?» Diese Frage bleibe offen, so Hubert Steinke.

Buchvernissage «Schweitzers Lambarene»

«Schweitzers Lambarene. Ein globales Spital im kolonialen Afrika» (2024) von Hines Mabika, Hubert Steinke und Tizian Zumthurm ist im Wallstein Verlag erschienen.

Am Freitag, den 31. Januar 2025 findet eine Buchvernissage im Anatomie-Gebäude der Universität Bern (Bühlstrasse 26, Bern) statt.

Dem Team ging es bei ihrer Forschung um eine differenzierte Auseinandersetzung mit Schweitzers Spital im kolonialen Kontext. Dies sei auch für die Schweiz relevant, glaubt Hubert Stauke. Schliesslich flossen und fliessen auch von hier viele Gelder in das Spital in Lambarene.

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