Der Kanton im Sparwahn. Die Bevölkerung ist darüber gar nicht erfreut und ging einmal mehr auf die Strasse.
Die weiteren Themen der heutigen Infosendung: Ist Grenzwächter L. schuld daran, dass eine geflüchtete schwangere Frau ihr Kind verloren hat? Wenn jemand von Kahlschlag sprechen kann, dann die Spitex: 21 Millionen soll sie einsparen müssen. Und: Rapperin Steff La Cheffe hat zusammen mit Annalena Fröhlich und Fabian Chiquet das multimediale Musiktheater «Alice» erarbeitet. Den Podcast gibst hier:
Erneut Demo gegen kantonale Sparmassnahmen
Am Mittwochabend protestierten rund 2000 Menschen lautstark, aber friedlich in der Berner Innenstadt und vor dem Rathaus. Ihr Protest richtet sich einmal mehr gegen die geplanten Sparmassnahmen des Berner Regierungsrates. Vor allem die Kürzungen im Sozialbereich sorgen bei den Bürgerinnen und Bürgern für Unverständnis und rote Köpfe. Insgesamt will der Kanton rund 185 Millionen Franken einsparen, und zwar zu Gunsten von Steuererleichterungen bei Unternehmen. Der Protest unter dem Motto „Kahlschlag stoppen“ richtet sich vor allem gegen SVP-Regierungsrat Pierre-Alain Schnegg, aus dessen Feder die Sparmassnahmen stammen. Erst neulich informierte dieser quasi in letzter Minute verschiedene Institutionen darüber, dass sie ebenfalls vom Sparpaket betroffen seien.
Grenzwächter L. vor dem Militärgericht
Gestern hat in Bern der Prozess vor dem Militärgericht begonnen, angeklagt ist Grenzwächter L. aus dem Wallis. Er soll dafür verantwortlich sein, dass eine geflüchtete Frau aus Syrien ihr Kind verloren hat, weil er ihr auf der Wache in Brig die dringend benötigte medizinische Hilfe verweigerte. Der Fall hatte im Jahre 2014 hohe Wellen geschlagen, gestern wurden zum Prozessauftakt die tragischen Ereignisse von damals noch einmal aufgerollt. Die Verhandlung vor dem Militärgericht dauert heute Donnerstag den ganzen Tag an, die Urteilsverkündung ist für morgen Vormittag angekündigt. Angesichts der Komplexität des Falles, könnte sie aber auch auf Dezember verschoben werden.
Kahlschlag bei der Spitex
Eine Institution die besonderen Grund zum Protest gegen die Sparmassnahmen hat ist die Spitex. Wenn jemand von „Kahlschlag“ sprechen kann, dann sie. Die Spitex ist vom geplanten Sparpaket nämlich am stärksten betroffen: 21 Millionen Franken soll die Berner Spitex einsparen, obwohl sie schon heute am Limit arbeitet.
Diese Massnahme würde sich vor allem auf Personen mit geringem Einkommen auswirken, sagt Jürg Schläfli, Leiter des Spitex-Verbandes Kanton Bern. Ab nächstem Dienstag debattiert der Grosse Rat über das geplante Gesamt-Sparpaket von 185 Millionen Franken.
Alice oder der paradoxe Genderdiskurs
Wenn der Künstler mit der Rapperin und der Theaterfrau, dann kommt ein multimediales Stück Musiktheater dabei heraus. So geschehen im Fall von Fabian Chiquet, Steff La Cheffe und Annalena Fröhlich. Das erste Gemeinschaftswerk der Dreierschaft heisst Alice, ist in Zusammenarbeit mit Terre des Femmes entstanden und lotet die heutige Situation der Frau und Genderstereotypen aus. Als Ausgangslage diente die absurd-skurrile Welt von Lewis Carrolls «Alice im Wunderland» aus dem Jahre 1865.
1.5 Jahre dauerte die Erarbeitung des multimedialen Musiktheaters, welches Schauspiel mit Musik, Spoken Word, Video und Tanz kombiniert. Die Absurdität, Surrealität und Künstlichkeit des Wunderlandes, in welchem sich die Alice der literarischen Vorlage bewege, habe durchaus Parallelen mit dem aktuellen Genderdiskurs, sagt Fabian Chiquet. Wenn über Genderstereotype gesprochen werde, habe jeder eine sehr starke Meinung zu dem Thema, weil wir ja alle davon betroffen seien.
Den Text für das Stück entstande auf der Basis von Interviews, welche mit 35 Frauen gänzlich unterschiedlicher Herkunft geführt wurden. Diese Interviews wurden aber nicht 1:1 übernommen, sondern dienten lediglich dazu, die Problemfelder auszuloten, welche im Stück verhandelt werden. Auf der Bühne geben verschiedene wunderliche Charakter wieder, was die befragten Frauen bewegt und wie sie mit gesellschaftlichen Erwartungen umgehen.