Der Grosse Rat will kein Ausschaffungszentrum in Prêles, im Kanton Bern sind die Masern auf dem Vormarsch, mehr Ingenieurinnen braucht das Land und der Club 111 nimmt sein Publikum mit in den Cyberspace. Das und mehr gibts im heutigen Info-Podcast zu hören:
Kein Ausschaffungszentrum in Prêles
Das umstrittene Ausschaffungszentrum in Prêles ist definitiv vom Tisch. Die Kantonsregierung wollte im ehemaligen Jugendheim im Berner Jura abgewiesene Asylsuchende unterbringen. Eine ungewöhnliche Allianz von Links und Rechts im Bernischen Grossen Rat hat diesem Vorhaben nun einen Strich durch die Rechnung gemacht. Eingereicht hatte die entsprechende Motion Hasim Sancar, Grossrat der Grünen.
Während Ratsmitglieder der SVP auf die Petition gegen das Zentrum aus der Region und auf Sicherheitsbedenken verwiesen, kritisierte die Ratslinke die vorgesehene Trennung von abgewiesenen Asylsuchenden und Asylsuchenden, die noch im Verfahren sind. Sie befürchten, dass viel mehr Menschen untertauchen und ein prekäres Leben als Sans-Papiers führen müssten, wenn sie abgeschottet alle gemeinsam in einem Ausschaffungslager fernab eines städtischen Zentrums einquartiert werden. Der zuständige Regierungsrat Philippe Müller betonte gestern gegenüber zahlreichen Medien, er habe einen Plan B auf Lager, den er aber zuerst noch mit den anderen Regierungsmitgliedern absprechen müsse.
Ausserordentlich viele Masernfälle im Kanton Bern
Wie das Kantonsarztamt gestern bekannt gab, sind seit Anfang Jahr im Kanton Bern 37 Masernfälle gemeldet worden, das sind zehn Mal mehr Erkrankungen als in den vergangenen drei Jahren zusammengenommen. Der Krankheitsverlauf bei Masern ist gefährlicher, also viele Menschen glauben, so kann es beispielsweise zu Lungen- oder Hirnhautentzündung kommen. Im Kanton Bern mussten in den letzten Wochen mehrere erwachsene Menschen wegen Masern hospitalisiert werden.
Obwohl es seit vielen Jahrzehnten möglich ist, sich gegen die Krankheit zu impfen, haben die Ansteckungen in den letzten Jahren weltweit zugenommen. Ein Grund dafür sei, dass wegen kriegerischen Auseinandersetzungen Impfungen in gewissen Ländern ausgesetzt wurden, sagt die Berner Kantonsärztin Linda Nartey gegenüber RaBe. Ein weiterer Grund ist, dass verschiedene Verschwörungstheorie-Portale gezielt Desinformation zur Masernimpfung verbreiten und von dubiosen Gefahren warnen.
Die Kantonsärztin versucht, Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben und sich weigern, sich und ihre Kinder impfen zu lassen, nicht von ihren Vorstellungen abzubringen. Doch damit der Ausbruch von Masern nicht noch dramatischer wird, greift der Kanton Bern nun zu einer speziellen Massnahme. In gewissen Fällen kann er nicht gegen Masern geimpfte Schülerinnen und Schüler vom Schulbesuch ausschliessen. Geschützt werden sollen Kinder, die nicht geimpft sind, aber auch Menschen, die nicht geimpft werden können – wie Säuglinge oder schwangere Frauen. Betroffen vom Schulausschluss im Kanton sind rund 50 Schüler und Schülerinnen.
Es braucht mehr Ingenieurinnen
Vor einer Woche provozierte ein Plakat des dubiosen Webanbieters math-dealer.ch. Angeboten wurde: Mädchen lösen für ein kleines Sackgeld die Mathematik-Hausaufgaben von Jungs. Vor allem in der Westschweiz entbrannte eine heftige Debatte um den Inhalt des Plakates und in Lausanne kam es sogar zu einer Anzeige wegen sexistischer Werbung.
Tatsächlich steckte die Schweizerische Vereinigung Beratender Ingenieurunternehmungen usic hinter der Fake-Werbung. Sie wollte damit auf den Missstand aufmerksam machen, dass es in der Schweiz immer noch fast keine Ingenieurinnen gibt. Das Klischee scheint sich zu halten, dass Jungs in Mathematik besser seien als Mädchen. Von sechs Hochschulabschlüssen in sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) geht nur gerade einer an eine Frau. Neben dem, dass sogenannte MINT-Berufe sowieso schon unter Fachkräftemangel leiden, scheinen sie also auch ein Geschlechterproblem zu haben. Damit sich das ändere, brauche es öffentliche Diskussionen und von denen gäbe es noch zu wenig, sagt Lea Kusano von usic gegenüber RaBe. Sie sei froh, dass ihre Kampagne viele Emotionen ausgelöst habe und so hoffentlich auch vermehrten Diskussionen entstünden.
Rodaina Mardawy ist Ingenieurin und arbeitet als Projektleiterin für das Büro Roduner BSB und Partner. Sie gehört zur kleinen Minderheit von Ingenieurinnen und erinnert sich, dass sie in der Grundschule auch oft hörte, Mathematik sei nicht so wichtig für Mädchen. Sie selber habe Mathematik immer geliebt und diese deswegen auch studiert, sagt Mardawy, die heute als Projektleiterin arbeitet. Manchmal würde sie auf Baustellen schräg angeschaut, erzählt im RaBe_Interview. «Ist heute Vater-Tochter-Tag?», werde sie etwa gefragt. Mardawys empfohlene Antwort auf sexistische Berufsklischees: «einfach lachen».
Am 15. März 2019 ist der Tag der Ingenieur*innen
Schluss mit dem aufreibenden analogen Leben!
Man stelle sich vor: Mit einer Brainhacking-Software sein Hirn direkt mit dem Cyberspace verknüpfen, wo jedes Bedürfnis befriedigt wird, ohne dass dabei unberechenbare soziale Kontakte stattfinden müssen. Sämtliche innere Sehnsüchte werden quasi kopfintern erfüllt – man fühlt sich geliebt, gebraucht und gehört dazu. Was wie ferne Zukunftsvision klingt, macht die Theatergruppe Club 111 in ihrem neuen Stück WEG möglich.
Das Publikum schlüpft in WEG in den Kopf von Needer 101 und verfolgt dessen Ausflüge in die virtuelle Welt mit. Was er dort erlebt ist fantastisch, seine Begegnungen sind unerwartet und aufregend. Die Software hilft ihm dabei, Erlebnisse nach seinen Wünschen zu generieren, wobei sich diese 100% real anfühlen. Alles perfekt also. Oder doch nicht?
WEG macht die Zuschauenden zu Voyeur*innen und hält ihnen gleichzeitig den Spiegel vor. Hinter Needer 101s spektakulären Trips stecken nichts anderes als universelle Sehnsüchte, von denen wir heutzutage oftmals hoffen, sie in der virtuellen Welt der sozialen Medien befriedigen zu können. Der Einsamkeit im analogen Lebens, entkommen wir damit aber nicht. Im Gegenteil. Dabei hätten wir mit der Fantasie doch eigentlich ein Werkzeug zur Verfügung, das viel effizienter wäre als jede Brainhacking-Software, sagt Regisseurin Meret Matter im Interview mit RaBe.
WEG, Schlachthaus Theater Bern, 14. – 23. März 19