Grosse, breitschultrige Männer in Uniform, die vor Clubs und Konzerthallen stehen und wenn nötig Leute grob rausschmeissen: So stellen wir uns Sicherheitspersonal im Ausgang vor. An diesem Bild will der Sicherheitsdienst Taktvoll rütteln: Sie setzen auf die Macht der Gespräche statt der Muskeln, auf diverse Teams und kämpfen so für eine neue Sicherheitskultur. Taktvoll ist ein ganzheitlicher Sicherheitsdienst mit Herz für Kultur – so versprechen sie es zumindest auf ihrer Website. Bei Taktvoll setze man auf Dialog statt auf Konfrontation und verzichten auf Uniformen. Das Ziel sei es, einen diskriminierungsfreien Ausgang zu ermöglichen, in dem sich alle wohl fühlen.
Entstanden ist Taktvoll aus dem Umfeld der Reitschule. «Wir haben alle im Dachstock der Reitschule gearbeitet und wollten diesen Ansatz in die Welt hinauszutragen», erklärt Christoph Ris, Mitgründer von Taktvoll. Am Anfang bestand Taktvoll aus fünf cis Männern, mittlerweile stellen FLINTA-Personen, also Frauen, lesbische, intergeschlechtliche, nonbinäre, trans sowie agender Personen einen erheblichen Teil des Teams dar. Eine von Ihnen ist Aurelia Golowin, die seit 2018 für Taktvoll arbeitet und in der Geschäftsleitung für die Aus- und Weiterbildungen zuständig ist. Sicherheitsarbeit ist ein Knochenjob: Menschen durch den Abend begleiten, schauen, dass sich alle wohlfühlen, Konflikte schlichten und wenn nötig auch mal physisch eingreifen: Fühlt man sich da als Frau ernst genommen? «Ich fühle mich sehr ernst genommen», erklärt Aurelia Golowin. «Vielleicht hat das aber auch mit meinem Alter und meiner Kampfsporterfahrung zu tun. Das gibt eine innere Sicherheit, die auch gegen Aussen spürbar ist.»
Taktvoll will das Nachtleben ändern: Weg von einem repressiven, männlichen Sicherheitsbild, dass auf Stärke und Dominanz beruht. Hin zu mehr Dialog, mehr Diversität, mehr politischem Bewusstsein. Die Arbeit ist fordernd, erklärt Christoph Ris. «Man nimmt viele Rollen ein: Im Extremfall schreitet man in Konflikten physisch ein, aber oft hört man den Menschen einfach zu und ist für sie da.»