RaBe-Info
Von
Simone Keller
am
6. Februar 2025
Zwei Jahre nach dem Erdbeben: Solidarität in der Katastrophe
«Mor Dayanışma» an den 1. Mai Protesten in der Erdbebenregion Hatay (Foto: «Mor Dayanışma»)

Die Erdbebenkatastrophe vom 6. Februar 2023 im südöstlichen Teil der Türkei, in kurdischen Gebieten und in Teilen Syriens hat die Region nachhaltig erschüttert. Die Region Hatay hat es besonders hart getroffen. Noch immer ist die Situation vor Ort schwierig. Infrastruktur und Wohnbauten liegen in Trümmern.

İrem Kayıkçı organisiert sich mit dem feministischen Kollektiv «Mor Dayanışma» (dt. «Violette Solidarität») vor Ort. Die Situation habe sich in diesen zwei Jahren kaum verändert, so die Aktivistin. Es gebe Probleme mit der Elektrizität, mit den Sanitäranlagen, es mangle an Ausbildungsmöglichkeiten für Kinder und auch Sicherheit gebe es kaum.

Mit der Zerstörung ging eine Änderung der städtischen Umgestaltung einher, erklärt İrem Kayıkçı. Im November 2023 verabschiedete das türkische Parlament eine Verordnung. Diese sollte die Beschlagnahmungen von «Reservebaugebieten» vereinfachen. Laut Regierung solle so der Wiederaufbau beschleunigt werden.

İrem Kayıkçı kritisiert die türkische Regierung. Den Menschen werde so ihr Wohnraum und ihre Lebensgrundlage genommen. Kritik kommt auch von Menschenrechtsorganisationen. Die Minority Rights Group stellt fest, dass die Beschlagnahmung von Wohnraum besonders ethnische und religiöse Minderheiten in der Region treffe. Insbesondre Alevit*innen, christliche Gemeinschaften, kurdische und armenische Menschen und Romas seien Ziele von Diskriminierung und Enteignung durch die Regulierungen des türkischen Staates. Auch für Frauen und Kinder sei die Situation schwierig, so İrem Kayıkçı.   

«Katastrophen haben keine Grenzen. Sie können jede*n treffen.»
Asel Verde Soli-Kreis

«Mor Dayanışma» engagiert sich bereits seit 2014. Die feministische Organisation ist in Antakya im Zuge der Gezi Proteste entstanden. Auf die türkische Regierung sei von Anfang an der Erdbeben Katastrophe kein Verlass gewesen, so İrem Kayıkçı: Deshalb haben sich Aktivist*innen kurz nach dem 6. Februar 2023 zusammengesetzt, um die Menschen, insbesondere Frauen und Kinder in der Region zu unterstützen.

Mit Zelten schufen sie rückzugsorte für Frauen und Kinder. Die Unterstützungsangeboten seien noch immer vorhanden. Vermehrt organisiert «Mor Dayanışma» auch Workshops, Theater und politische Treffen. Dies soll den politischen, solidarischen Austausch ermöglichen.

Solidaritätsstrukturen

 «Soli-Kreis» ist eine Gruppe von Menschen aus der Schweiz, die sich seit dem Erdbeben in der Türkei und in Kurdistan für solidarische und feministische Organisationen vor Ort und die Opfer des Bebens einsetzt.

Die nächste Solidaritätsveranstaltung findet am Samstag,15. Februar in Basel statt.

«Mor Dayanışma» (dt. «Violette Solidarität») unterstützt Frauen und Kinder in der Region Hatay.

Auch aus der Schweiz gibt es Unterstützung.  Zusammen mit geflüchteten Menschen hat sich hier eine solidarische Struktur für die Erdbebenopfer gegründet. Asel Verde ist Teil des «Soli-Kreis». Die Gruppe organisieret weiterhin Anlässe und schickt die Spenden in die Erdbebenregion. Damit unterstützen sie auch Organisationen wie «Mor Dayanışma».

Angesichts des autoritären Regimes in der Türkei bilden solche feministischen und solidarischen Strukturen eine überlebenswichtige Unterstützung. Ausserdem gehe die Erdbebenkatastrophe alle etwas an, findet Asel Verde, denn: «Katastrophen haben keine Grenzen. Sie können jede*n treffen.»

Der ganze Beitrag mit İrem Kayıkçı und Asel Verde:

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