RaBe-Info
Von
Simone Keller
am
7. März 2025
Jemen durch die Linse einer Aktivistin
Die feministische Aktivistin und Schriftstellerin Arwa Othman fotografiert das menschliche Leben Jemens. (Foto: Arwa Othman)

 «Jemen ist Mensch. Dort zeigt sich das Menschliche.», findet Arwa Othman.  Mit ihren Fotografien möchte die Frauenrechtlerin und Schriftstellerin die verschiedenen Gesichter des Jemen, insbesondere die Perspektiven von Frauen näherbringen. Denn das Land am Horn von Afrika sei reich an Kultur und divers an Lebensformen.

«Jemen ist Mensch, dort zeigt sich das Menschliche.»
Arwa Othman Frauenrechtlerin und Schriftstellerin

Bereits als Kind habe Arwa Othman die Menschen genau betrachtet: «Bevor ich jemals eine Kamera in der Hand hielt, habe ich mit meinen Augen, mit meinem Herzen und mit meinem Geist fotografiert.» Sie habe die Gesichtszüge der Meschen studiert und die Frauen, bevor sie sich verschleierten. Sie habe die Natur mit all ihren Farben genau betrachtet.

In den 1980er Jahren, zu Zeiten ihres Studiums, erhielt Arwa Othman eine gewöhnliche Kamera. Damit fing sie an, das Leben der Menschen zu fotografieren. Im Fokus standen immer schon die Menschen in ländlichen Regionen, oder das alltägliche einfache Leben in Städten.

Neben der Vermittlung eines vielfältigen Bildes von Jemen und den Menschen, sind für Arwa Othman die Rechte der Menschen, insbesondere der Frauen ein zentrales Anliegen.

«Lesen war für mich die Hinführung zum Menschlichen»
Arwa Othman Frauenrechtlerin und Schriftstellerin

Arwa Othman erzählt, dass sie schon immer gerne und viel gelesen habe. «Lesen war für mich die Hinführung zum Menschlichen.», erklärt Arwa Othman. Über das Lesen habe sie schliesslich auch zu ihrem Aktivismus gefunden.

Bei den Massenprotesten im Jahr 2011, welche schliesslich zum Ende der 33-jährigen Herrschaft des damaligen Präsidenten Ali Abdullah Saleh führten, war Arwa Othman eine der entschiedensten Aktivistinnen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bezeichnete sie als eine der freimütigste Menschenrechtlerinnen, die sich für die Gleichberechtigung in Jemen einsetzen.

Im Jahr 2013 nahm Arwa Othman an der Konferenz zum nationalen Dialog in Jemen teil, auf der die neue Verfassung des Landes ausgearbeitet werden sollte. Die Empfehlungen des Ausschusses für Rechte und Freiheit, den Othman leitete, gehören zu den fortschrittlichsten und rechtskonformsten, die aus diesem Prozess hervorgegangen sind. Sie enthalten Reformen, die das Leben der jemenitischen Frauen und Kinder erheblich verbessern könnten. Darunter die die gesetzliche Verankerung der Gleichstellung der Geschlechter, das Verbot der Diskriminierung und die Festlegung des Mindestalters für die Eheschliessung auf 18 Jahre.

«Wir lernen die Stärke von den Frauen in Jemen.»
Arwa Ohtman Frauenrechtlerin und Schriftstellerin

Heute lebt Arwa Othman in Deutschland. Das Engagement für die Freiheit aller Menschen und die Geschlechtergerechtigkeit ist ihr noch immer ein zentrales Anliegen.

Auf die Fragen, was Menschen von den Frauen in Jemen lernen können, antwortete Arwa Othman bestimmt: «Die Stärke. Wir lernen die Stärke von den Frauen in Jemen.» In Jemen richte sich nämlich vieles gegen die Frauen: Die Natur, der Krieg, Traditionen. Und trotz alldem, so Arwa Othman, würden sie jeden Morgen aufstehen und weitermachen.

Wo zu sehen?

Am Sonntag, den 9. März 2025 um 17.30 Uhr in der Heiliggeistkirche Bern.

Die Präsentation der fotografischen Arbeit von Arwa Othman wird unter dem Titel  «Faces of Yemen» ausgestellt. Anschliessend findet ein Konzert von der Musikgruppe Sol Oriens und ein Gespräch mit Prof. Dr. Elham Manea statt. Sie ist Titularprofessorin für Politikwissenschaft und spezialisiert auf den arabischen Nahen Osten, Schriftstellerin und Menschenrechtlerin.

Arwa Othman im Interview:

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