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16. Oktober 2025
«Khartoum» - Ein filmischer Akt des Widerstands
Die Protagonistin Khadmallah und ihr Kind liegen unter einem blühenden Baum in den Nuba-Bergen. (Bild: Filmstill Khartoum (2025)

Der Film «Khartoum», der in diesem Jahr erschienen ist, erzählt vom Schicksal der Sudanes*innen Jawad, Khadmallah, Lokain, Wilson und Majdi. Ihre Lebenswege kreuzen sich inmitten von animierten Traumsequenzen, Strassenrevolutionen und Krieg – verbunden durch ein gemeinsames Ziel: die Suche nach Freiheit.

Am morgigen Abend laden Ärzte ohne Grenzen (MSF) gemeinsam mit dem Internationalen Filmfestival und Forum für Menschenrechte (FIFDH) sowie dem Human Rights Film Festival Zurich (HRFF) zu einer Sondervorführung des preisgekrönten Films ein. «Khartoum» (2025) wurde von Anas Saeed, Rawia Alhaj, Brahim Snoopy und Timmea Ahmed produziert und thematisiert Migration, Rassismus, Generationenkonflikte und Identität – vor und nach der sudanesischen Revolution.

Die Dreharbeiten begannen 2022 – zu einer Zeit, als das Militär die zivile Regierung gestürzt hatte. Ursprünglich als kleiner Dokumentarfilm-Workshop des britischen Regisseurs Phil Cox und Talal Afifi von der Sudan Film Factory geplant, wuchs das Projekt zu einem kraftvollen filmischen Zeugnis heran. Unterstützt wurde es vom Ayin Network, einem der letzten unabhängigen Medien im Sudan, sowie von Native Voice Films.

Doch die Arbeit war gefährlich: Proteste, Verhaftungen und zunehmende Gewalt erschwerten die Dreharbeiten. Mit dem Ausbruch des Krieges im April 2023, als Khartum bombardiert wurde, musste das Team fliehen. Über zehn Millionen Menschen wurden seither vertrieben – der Sudan erlebt eine der grössten humanitären Katastrophen der Gegenwart.

Die Produzent*innen Giovanna Stopponi und Talal Afifi entschieden, die verbliebenen Gelder zu nutzen, um die sudanesischen Filmemacher*innen in Sicherheit zu bringen. Mit Hilfe von DOCUBOX Kenya fanden sie Zuflucht in Ostafrika. Von dort aus begannen sie, die im Sudan zurückgebliebenen Protagonist*innen ausfindig zu machen und ihre Flucht zu organisieren – eine gefährliche Mission, die sich über Monate hinzog.

Als sich das Team schliesslich wiederfand, beschlossen sie, den begonnenen Film fortzusetzen – nun unter völlig neuen Bedingungen. Mit Green-Screen-Rekonstruktionen, Animationen, Traumsequenzen sowie den Aufnahmen, die vor dem Krieg mit Handys entstanden waren. Es entstand ein einzigartiger visueller Stil.

So reiten die zwei Strassenjungen auf einem Löwen durch bewaffnete Milizen, Jawad, der Sufi-Rastafari-Motorradfahrer, fliegt über die Pyramiden des Sudan, und eine Teeverkäuferin singt unter einem blühenden Baum in den Nuba-Bergen von ihrer Hoffnung, ihr Kind zu beschützen.

Für die Filmemachenden ist klar: Das Werk zeigt eine neue Erzählform und es ist damit ein filmischer Akt des Widerstands, ein Archiv der Widerstandsfähigkeit. Der Film sei ein visuelles Denkmal für Menschen, die allzu oft als Opfer dargestellt werden. Durch diese Linse würden sie als Kämpfer, Träumende und als Überlebende gezeigt. Ihre Leben so komplex wie die Stadt, die sie einst ihre Heimat nannten.

Wo zu sehen?

Der Film «Khartoum» wird morgen Abend um 18.30 Uhr im Kino Korso in Fribourg gezeigt.

Ärzte ohne Grenzen (MSF) lädt in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Filmfestival und Forum für Menschenrechte (FIFDH) und dem Human Rights Film Festival Zurich (HRFF) zur Sondervorführung ein.  

Im Anschluss an die Vorführung findet eine Diskussion mit einem/r Mitarbeiter:in von Ärzte ohne Grenzen statt.

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