Sinn und Zweck von Zwischennutzungen, die Folk-Ikone Karen Dalton und eine Zwangsvorstellung im Theater – dies die Themen der heutigen Info-Sendung. Den Podcast gibts hier:
das Ding mit der Zwischennutzung …. zum Bespiel Warmbächli
Im Berner Holligenquartier entsteht eine neue Siedlung. In den nächsten Jahren wird der Ort, wo früher der Kehricht der Stadt Bern verbrannt wurde, das Warmbächli-Quartier gebaut. Einen Teil der Fläche wird bereits von Baumaschinen bearbeitet. Der Rest der langjährigen Brache ist im Moment noch eine Stadtoase – allerdings nur noch bis Ende Sommer 2019.
Entstanden ist diese Oase dank zahlreichen Freiwilligen, die sich in den letzten Jahren auf dem brachliegenden Stück Land engagiert haben. Samuel Posselt ist einer von ihnen. Er betreibt mit einer Gruppe von Menschen die BusStop Bar in einem alten Bus. Und im Moment organisiert er auf der Brache die Veranstaltungsreihe «zwischending|zwischendrin», bei der er den Sinn und Zweck von Zwischennutzungen von urbanen Räumen kritisch diskutieren will:
Zwischennutzungen sind zwar eine Chance, dass brachliegende Räume und Plätze kreativ belebt werden können. Aber ähnlich wie sogenannte Popup-Stores können sie zur Kommerzialisierung der Stadt beitragen. Weil eine Zwischennutzung einen leeren Raum in einen «coolen, trendigen» Raum verwandelt, kann der Preis dieses Raumes, ganz im Sinn der Investor*innen, massiv steigen. Zwischennutzungen sind zwar legale Alternativen zu illegalen Besetzungen. Aus der Sicht derjenigen, die für «mehr Recht auf Stadt» kämpfen, also zum Beispiel für mehr billigen Wohnraum, sind Zwischennutzungen jedoch nicht immer die beste Lösung. «Der Ungehorsam einer Besetzung kann manchmal mehr ermöglichen», sagt Samuel Posselt im Gespräch mit RaBe.
Vom 24. Mai bis am 30. August 2019 findet die Veranstaltungsreihe zwischending|zwischendrin auf der Brache Warmbächli statt.
Karen Dalton – weltschmerzige Folk-Ikone
Ihre Musik beeinflusste Bob Dylan, Tim Hardin, Fred Neil und viele andere Folk-Musiker der 60er und 70er-Jahre – ihr selber sollte der grosse Erfolg jedoch zeitlebens verwehrt bleiben. Die Rede ist von der US-amerikanischen Folksängerin, Gitarren- und Banjospielerin Karen Dalton. Diese erblickte 1938 in Oklahoma das Licht der Welt und vermochte mit ihrer unverkennbaren Stimme den Weltschmerz des Folk und Blues auszudrücken, wie kaum eine andere.
Die Lausanner Filmmacherin und Künstlerin Emmanuelle Antille hat sich auf Spurensuche begeben und 2018 den Dokumentarfilm A Bright Light – Karen and the Process herausgegeben. Darin zeichnet Antille ein Bild von Dalton als Ausnahmemusikerin, die sich dem System und künstlerischen Kompromissen so weit als möglich zu widersetzte versuchte. Karen Dalton war eine hochsensible und introvertierte Frau, die zeitlebens mit Drogen- und Alkoholkonsum zu kämpfen hatte. Der musikalische Durchbruch wollte trotz Albumaufnahmen und Europa-Tournee nie gelingen – zu mächtig waren Schüchternheit, Lampenfieber und vielleicht auch die Suchtkrankheit.
In ihrem Roadmovie, der Antille von Colorado, über New Orelans, Nevada und New York bis nach Woodstock führt, besucht die Filmemacherin Daltons Lebensstationen und lässt Zeitzeugen und Weggefährten zu Worte kommen. Darüber hinaus verwebt sie alte Filmaufnahmen, Fotografien und Berichte mit aktuellen Interviews und lässt sich von Daltons Kreativität zu einem eigenen Spiel mit filmischen Darstellungsmöglichkeiten inspirieren. Somit ist A Bright Light – Karen and the Process nicht einfach nur ein Dokumentarfilm über Karen Dalton, sondern auch ein sphärischer Essay, in dem sich Antille mit ihrem eigenen künstlerischen Schaffensprozess auseinandersetzt.
A Bright Light – Karen and the Process, 23.5. Kino Rex Bern, im Anschluss Live-Konzert von Laure Betris (Kassette), Melissa Kassab, Dayla Mischler (Delia Meshlir) und Pamela Mendez.
«Zwangsvorstellungen» von Karl Valentin
Gegen leere Ränge in den Theatern helfe nur eins, urteilte der deutsche Komiker und Autor Karl Valentin und forderte einen Theaterzwang für alle Menschen über 8 Jahren. Schliesslich würde auch kein Schüler freiwillig die Schule besuchen und das Theater sei ja auch so etwas wie eine Schule.
Den Monolog «Zwangsvorstellungen» hat der Schauspieler Uwe Schönbeck für «Bärn isch eso» wiederbelebt. «Bärn isch eso» ist ein Stadtführer der etwas anderen Art. Ins Leben gerufen wurde dieser vor mehreren Jahren von der Berner Burgergemeinde und zwar nicht für Tourist*innen, sondern als Geschenk für die Berner Bevölkerung. Entsprechend werden in «Bärn isch eso» nicht die gängigen Sehenswürdigkeiten abgehandelt, sondern die Hauptstadt soll aus einer anderen Perspektive gezeigt werden: Schräg, überraschend, unterhaltsam mit persönlichem Bezug.
Mittlerweilen sind Texte, Hörbeiträge und Filme von über 80 AutorInnen auf der mobilen Webseite aufrufbar – in einer losen Serie spielen wir im RaBe-Info Hörbeiträge von «Bärn isch eso».