Das Theaterstück von Vera Schindler, «Gigiwonder. Die Geschichte eines Beins», behandelt die ganz grossen Themen unserer Zeit: Globalisierung, Kapitalismus, Klasse, Rassismus. Humorvoll und furios erzählt es die Geschichte eines einbetonierten Beinstumpfs eines Nachtwächters in Ostafrika, der plötzlich zum wertvollen Kunstwerk deklariert und auf dem Kunstmarkt als Sensation bestaunt wird – und einen Mord zur Folge hat. Surreal, ziemlich abstrus und sehr unterhaltsam.
Den globalen Klassismus aus einer weissen Perspektive zu thematisieren, das war der Regisseurin Ruth Mensah wichtig, weil die Bühnen Bern vorrangig von weissem Publikum besucht würden. Mensah ist eine afro-deutsche Regisseurin aus Köln und verantwortet erstmalig ein Theaterstück bei den Bühnen Bern. Ihr Anspruch an die Uraufführung dieses Stückes sei, den weissen Blick aufzuzeigen, und gleichzeitig zu brechen. Das Theaterstück hat eine sehr poetische Sprache, die verschiedene Assoziationen zulässt. Gebrochen wird sie aber durch alltagssprachliche Einschübe – sei es durch Fragen ans Publikum oder improvisierte Kommentare der beiden Schauspielenden.
Ruth Mensah möchte ein «Flirren» auslösen. Das heisst, dass die Sprache zum Geschehen in einem solchen Verhältnis steht, dass die Zuschauenden in einer anregenden Weise irritiert sind. Denn das Ziel der Inszenierung sei, zu ermutigen, sich auch mit grossen Fragen immer wieder auseinanderzusetzen und die eigene Meinung als Zustand, als veränderbar zu betrachten. Und sich der eigenen Privilegien und der damit verbundenen Verantwortung bewusst zu sein.
Die nächste Vorstellung ist am 20. April 2022 um 19:30 Uhr an den Bühnen Bern in der Vidmar 2. Weitere Termine sind für Mai 2022 vorgesehen.