Die Kolonialgeschichte der Schweiz, die Geschichte der Demonstrationen, Migration und Grenzen. Die Themen, über die die Historikerin Francesca Falk bisher geforscht hat sind vielfältig. Derzeit ist sie Dozentin für Migrationsgeschichte an der Universität Bern. Ihr soeben erschienenes Buch «Gegen die blendende Evidenz der Gegenwart – Geschichte, die in die Zukunft weist», bildet einen Rahmen um ihre bisherige Forschungstätigkeit.
Über die Herangehensweise von Francesca Falk steht im Klappentext ihres Buches: «Sie schärft unser Bewusstsein für nicht realisierte Möglichkeiten und ermöglicht uns damit in der Gegenwart ein anderes Sehen und somit auch andere Visionen für die Zukunft.» Ihre Forschungstätigkeit habe sie gelehrt, dass gesellschaftlicher Wandel immer wieder stattgefunden hat, dagt Francesca Falk im Live-Gespräch: «Die Dinge sind, wie sie sind, sie könnten aber auch anders sein.»
In ihren verschiedenen Forschungsgebieten sieht Falk eine Gemeinsamkeit. «Es geht immer darum, wer zu einem bestimmten Wir gehört und wer nicht», erklärt die Historikerin. Dabei gehe es auch immer um die Frage, wer entsprechend mit Rechten ausgestattet wird und wer nicht. Das zeigt sich besonders in der Migrationsgeschichte. In ihrer Forschung zur Migrationsgeschichte legt Francesca Falk Wert darauf, Menschen mit Migrationserfahrung nicht als blosse Forschungsobjekte betrachten, sondern als Protagonist*innen der Geschichte. «Es ist wichtig, dass wir aufzeigen, wie Menschen ihren Handlungsspielraum nutzen und so die Geschichte prägen», sagt Falk.
AlsBeispiel dafür nennt die Historikerin das Frauenstimmrecht: «Viele wichtige Figuren, die sich in der Schweiz für das Frauenstimmrecht eingesetzt haben, wiesen Migrationserfahrungen auf.» Menschen mit Migrationsgeschichte seien sozusagen als «demokratische Entwicklungshelfer*innen» für die Schweiz von grosser Bedeutung gewesen seien.
Francesca Falk erachtet es als wichtige Aufgabe der Geschichtsschreibung, auf solche Zusammenhänge hinzuweisen. «Das Geschichtsbild prägt immer das politische Handeln», sagt sie dazu. Ausserdem präge sozial- und geisteswissenschaftliche Forschung die alltägliche Wahrnemung der Gesellschaft. Somit kann Wissen ganz allgemein das Handlen der Menschen verändern, so Falk.
In ihrem neuen Buch untersucht Francesca Falk, Dozentin für Migrationsgeschichte an der Universität Bern, wie historische Grenzziehungen bis heute wirken. In einer Zeit, in der politische Zugehörigkeit und soziale Teilhabe weltweit neu verhandelt werden, liefert ihr Buch einen kritischen Beitrag: Es zeigt auf, wie Geschichtswissenschaft helfen kann, die Gegenwart anders zu sehen – und neue Zukünfte zu denken.
Das buch «Gegen die blendende Evidenz der Gegenwart – Geschichte, die in die Zukunft weist» ist digital als «Open Access» gratis als PDF-Download erschienen (hier gehts zum Download) und ausserdem als Printausgabe erhältlich. Mehr Informationen gibt es auf der Website der Unviersität Bern.