DO 28. Dezember 2023, 23:00-24:00
Crisscross 197 – Jazz kreuz und verquer
Joe Henderson (1937-2001) (W)
Ein kleines Portrait von Joe Henderson. Henderson stand während seiner 40jährigen Karriere immer ein wenig im Schatten anderer Tenorsaxophonisten – besonders von Sonny Rollins und Coltrane. Dabei hatte er von Anfang an seinen charakteristischen Stil, der längst nicht nur Saxophonisten beeinflusste. Der Gitarrist John Scofield schrieb z.B.
„Joe ist die Essenz des Jazz… Er verkörpert musikalisch alle die verschiedenen Elemente, die in seiner Generation zusammenkamen: Meisterschaft im Hard Bop, erweitert durch die Avantgarde. Er ist ein ebenso grossartiger Bebopper wie Hank Mobley und Sonny Stitt, aber geht darüber hinaus.
Ohne Kontaktverlust mit den Roots erweitert er die Harmonik. Er ist ein grosser Blues- und Balladenspieler. Sein Ton ist einer der schönsten überhaupt und er kann auch lieblich spielen wie Lester Young oder Stan Getz.
Sein Tempogefühl ist unglaublich. Er kann es fliessen lassen, aber ebenfalls sehr in die Details gehen. Musikalisch kommt er mit jedem Stil und jeder Technik zurecht. Zudem hat er sein eigenes Vokabular, seine eigenen Phrasen, die er immer wieder anders spielt – eben so wie ein überragender Jazzmusiker.
Seine Improvisationen singen. Er kann den Blues shouten, als käme er von Big Joe Turner, und spielt bei Bedarf am schnellsten, am weitesten out, winklig und atonal.
Wer schon spielt sein Instrument besser und interessanter – und ist gleichzeitig so traditionsverbunden wie Joe Henderson? Er ist mein grosses Jazz-Vorbild.“