Seit 2015 gibt es an den Kinderkliniken im Inselspital Bern eine Sprechstunde für Kinder und Jugendliche mit einer Variation der Geschlechtsentwicklung oder deren Eltern. Eine Variation der Geschlechtsentwicklung ist zum Beispiel, wenn das äussere Genital des Kindes bei der Geburt nicht als weiblich oder männlich zugeteilt werden kann. Die Variation kann aber auch nur hormonell sein, so dass sie rein äusserlich nicht sichtbar ist.
Dass diese Beratungsstelle überhaupt erst geschaffen wurde, geht auf diverse Forderungen von Inter*-Aktivist*innen zurück, die sich gegen die gängigen medizinischen Praxen gewehrt haben. Aufgrund dieser Anliegen hat die Nationale Ethikkommission im Bereich Humanmedizin (NEK) im Jahr 2012 eine Stellungnahme verfasst, die mehrere medizinische wie auch juristische Empfehlungen enthält. Empfohlen wurde auch, dass eine psychosoziale Fachperson dem medizinischen Beratungsteam angehört. Daraufhin wurde an den Kinderkliniken im Inselspital ein multidisziplinäres Behandlungsteam aus Kindermedizin, Kinderchirurgie und Kinder- und Jugendpsychiatrie zusammengestellt. In der Spezialsprechstunde werden Familien und Kinder mit Variationen der Geschlechtsentwicklung psychologische betreut. Die psychologische Beraterin Marie-Lou Nussbaum erklärt, wie sich der Umgang mit Inter*-Menschen in der letzten Dekade gewandelt hat und wie sie die betroffenen Familien individuell unterstützt.