Am 10. November 2019 erklärte der langjährige Präsident Evo Morales seinen Rücktritt und floh kurz darauf nach Mexiko. Zwei Tage später ernannte sich die Parlamentarierin Jeanine Áñez kurzerhand selbst zur Übergangspräsidentin. Seither versinkt das Land im Chaos. Kein Tag verging ohne gewaltsame Demonstrationen, Blockaden und militärische Repression.
Adriana Guzmán, Aktivistin der feministischen Bewegung Feminismo Comunitario Antipatriarcal berichtet von drei massiven Angriffen auf die Zivilbevölkerung in den letzten Wochen. Die Repression sei brutal und entbehre jeglicher rechtlicher Grundlage. Auch Mario Rodriguez, ehemaliger RaBe-Sendungsmacher und heute Koordinator des Netzwerks bolivianischer Gemeinschaftsradios Red de la Diversidad spricht von unverhältnismässigen Übergriffen und kritisiert insbesondere die Rhetorik der Übergangsregierung, welche die Protestierenden kategorisch als Vandalen und Kriminelle verunglimpfe, um so die Repression zu rechtfertigen.
Beide Aktivist*innen wohnen in der Stadt El Alto, direkt neben der Hauptstadt La Paz gelegen, in der grossmehrheitlich Indigene wohnen. Die Stadt hat eine lange Tradition sozialer Kämpfe und auch jetzt wird dort wieder tagtäglich demonstriert. Viele wollen den Ex-Präsidenten Evo Morales zurück, viele andere wiederum kritisieren seine erneute Kandidatur als verfassungswidrig und verlangen Neuwahlen.
Die Kritik der Menschen in El Alto richtet sich jedoch insbesondere gegen die Übergangsregierung unter Jeanine Áñez, die ihre Kompetenzen massiv überschreite. Eigentlich sei die Übergangsregierung ausschliesslich dazu da, Bolivien zu fairen Neuwahlen zu führen. Stattdessen aber würden die ehemalige Opposition und die Wirtschaftseliten ihre wiedererlangte Macht dazu nutzen, dauerhafte politische und wirtschaftliche Reformen umzusetzen, kritisiert Mario Rodriguez. Die Regierung verkünde Massnahmen in der Gesundheits- und Minenpolitik, obwohl sie als Übergangsregierung eigentlich nur dazu da sind, den Staatsapparat administrativ zu verwalten.
Sowohl Adriana Guzmán als auch Mario Rodriguez sind skeptisch, ob es einen Weg gibt, der Bolivien aus der aktuellen Krise führen könnte. Dies, weil es im Land kaum unabhängige Mediator*innen gäbe, und weil sich die nationalen und internationalen Medien grossmehrheitlich unkritisch hinter die Übergangsregierung stellen würden. Das Wort Putsch werde vermieden, obwohl genau das passiert sei, sind die beiden überzeugt. Wichtig sei nun insbesondere, dass es möglichst schnell zu Neuwahlen komme.
Das Nachrichten- und Hintergrundmagazin berichtet seit 1996 werktäglich über Themen aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur aus aller Welt.
- Mo, 29.4., 11:00 - 11:30
- Mo, 29.4., 18:00 - 18:30
- Di, 30.4., 11:00 - 11:30
- Di, 30.4., 18:00 - 18:30
- Mi, 1.5., 11:00 - 11:30
- Mi, 1.5., 18:00 - 18:30
- Do, 2.5., 11:00 - 11:30
- Do, 2.5., 18:00 - 18:30
- Fr, 3.5., 11:00 - 11:30
- Fr, 3.5., 18:00 - 18:30
RaBe-Info
Weshalb wurde das Weinstein-Urteil aufgehoben?
Es ist der Fall, der heute fast synonym für die #metoo-Bewegung steht: der Fall ... >
Sendung vom 26. April 2024
Im heutigen Info sprechen wir über den Fall Harvey Weinstein. Der ehemalige ... >
Sendung vom 25. April 2024
Vernissage "Wandbild der Schule Wylergut / Theaterstück "sehe dich" / 50 Jahre ... >
«Den Blick von der menschenzentrierten Sicht lösen.»
Wurdest du schon einmal von einer Krähe aufgefordert, dein Menschsein in Frage ... >
Die Revolution begann im Radio
Anfang der 1970er-Jahre ist Portugal eines der letzten Länder in Europa, das ... >
Sendung vom 24. April 2024
70. Geburtstag Mumia Abu-Jamal / "Tag gegen Lärm" Seit mehr als vier ... >
Ausbildungsoffensive im Kanton Bern
Im November 2021 wurde die Pflegeinitiative von Volk und Ständen deutlich ... >
Mass-Voll reisst Tamara Funiciellos Zitat aus dem Kontext
14. Juni 2023, der Bundesplatz Bern gleicht einem lilafarbenen Meer. Tausende ... >
Sendung vom 23. April 2024
Der Kanton Bern will vorwärts machen mit der Pflegeinitiative. Gestern ... >
2023 war eines der heissesten Jahre in Europa
Weltweit erhitzt sich das Klima immer weiter. Auch in Europa sind die ... >
Sendung vom 22. April 2024
In der heutigen Sendung schauen wir uns an, welche Auswirkungen die Klimakrise ... >
Braucht die Schweiz ein neues Bürger*innen-Recht?
Ein Viertel der Schweizer Bevölkerung hat keine Schweizer ... >