Nicht erst seit die Missbrauchsvorwürfe rund um Theater- und Filmschauspieler Kevin Spacey laut wurden, ist klar, dass auch auf den Brettern, die die Welt bedeuten, einiges im Argen liegt. Unter dem Deckmantel der Kunst wird in Theaterbetrieben vieles toleriert: respektloses Verhalten, sexuelle Übergriffe, systematischer Machtmissbrauch, rassistische Äusserungen, intransparente Lohnstrukturen und ein verschwenderischer Umgang mit Ressourcen.
Kunst ist keine Ausrede, findet nun das Berner Theaterfestival auawirleben. Soeben hat das vierköpfige Team ein gleichnamiges Manifest herausgegeben, in welchem 11 Punkte aufgelistet sind, die auawirleben künftig beachten will. Man habe die Aufstockung von Subventionen – ab 2020 hat die Stadt die finanzielle Unterstützung von 270’000 auf 600’000 erhöht – zum Anlass genommen zu überdenken, wofür denn auawirleben einstehen wolle, sagt Gesamtleiterin Nicolette Kretz.

Kunst ist keine Ausrede, findet das auawirleben-Team Isabelle Jakob, Silja Gruner, Bettina Tanner und Nicolette Kretz (vlnr) Foto: Nathalie Jufer
Die elf Punkte von «Kunst ist keine Ausrede» beinhalten zum einen generelle Aspekte, die den Umgang mit Mitmenschen und Mitarbeiter*innen regeln. Dieser soll respektvoll, diskriminierungs- und gewaltfrei von Statten gehen. Des Weiteren legt auawirleben die Karten offen, was die eigene Finanzierung und Lohnstruktur anbelangt. Ausserdem will das Team vermehrt ein Augenmerk legen auf Diversität sowohl bei den Stücken, die künftig bei auawirleben gezeigt werden, als auch bei der Rekrutierung von Mitarbeiter*innen. Und last but not least soll in Zukunft möglichst umweltbewusst gewirtschaftet werden. So werden etwa internationale Gastkünstler*innen dazu aufgefordert, mit Zug oder Bus anzureisen, falls die Reisezeit weniger als neun Stunden beträgt.
Mit dem schriftlichen Festhalten des Manifestes wolle auawirleben Verbindlichkeit schaffen, sagt Nicolette Kretz im Gespräch mit Rabe. Allerdings könne man sich mit einem solchen Manifest auch ganz schön unbeliebt machen, weil andere Kulturbetriebe unter Zugszwang geraten könnten.
Das ganze Manifest von auawirleben gibts hier