Im Schatten des Ukraine-Krieges bringt sich die Türkei in Stellung: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat einen Angriff auf kurdische Gebiete im Norden Syriens bereits angekündigt. Das alte Feindbild zu bedienen, scheint in diesem Moment ein erfolgsversprechender Schachzug, denn Erdoğan und seine Partei, die AKP, stecken ein Jahr vor den Wahlen in einem Allzeit-Umfragetief.
Mit einer Militäroffensive wolle Erdoğan einerseits die Opposition spalten und sich andererseits die Unterstützung der türkischen Nationalist*innen sichern, erklärt der Türkeiexperte und Politikwissenschaftler Prof. Dr. Savas Genc: «Erdogan kämpft zur Zeit um an der Macht zu bleiben. Er benutzt alle aussenpolitische Instrumente nur um seine Macht in der Türkei zu verfestigen».
Dabei werden Kurdinnen und Kurden bei einem Angriff einmal mehr nicht auf internationale Unterstützung zählen können, die internationale Gemeinschaft werde auch diesmal wegschauen, wenn türkische Kräfte Gebiete in Nordsyrien angreifen. Erdogan würde eine westliche Intervention für seine Zwecke zu nutzen wissen, befürchtet der Türkei-Experte. Er werde sich als Opfer darstellen und die akuten wirtschaftlichen Probleme der Türkei mit den möglichen Sanktionen in Verbindung bringen.
Savas Genc betreibt einen türkisch-sprachigen Youtube-Kanal mit knapp 100’000 Followern, auf welchem er neuste Entwicklungen in der Politik kommentiert.