Wohin mit dem radioaktiven Müll? Jahrzehntelang suchte die Schweiz nach einem möglichen Endlager für ihre radioaktiven Abfälle. Am Montag gibt die nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle Nagra ihren Standortentscheid bekannt. Im Rennen sind 3 Standorte in den Kantonen Zürich und Aargau.
Für die deutschen Nachbarn ist dies auf gut Schweizerdeutsch «Hans was Heiri», weil alle 3 von der Nagra überprüften Standorte befinden sich in unmittelbarer Nähe der deutschen Grenze.
«Was würde die Schweiz sagen, wenn sie aus der Nutzung der Atomenergie aussteigen würde und Deutschland seine sämtlichen, atomaren Risiken an der deutschen Grenze deponieren würde», fragt Axel Mayer, Geschäftsführer der Mitweltstiftung Oberrhein und Vorstandsmitglied des Trinationalen Atomschutzverbandes TRAS von der Schweiz, Deutschland und Frankreich. Neben den 3 Atomkraftwerken, unter ihnen mit Beznau das älteste Atomkraftwerk der Welt, und dem oberirdischen Zwischenlager für radioaktive Abfälle soll nun auch noch das Endlager an der Grenze zu liegen kommen.
Im Vergleich zu Frankreich und Deutschland hätten es die Schweizer Politiker*innen und die Nagra sehr gut verstanden, die atomkritische Bewegung erfolgreich auszubremsen, indem sie in unendlichen, dialogischen Auseinandersetzungen «zermürbt worden sei». Dabei sei die Hauptfrage immer stärker aus dem Fokus gerückt, nämlich, ob es grundsätzlich sicherheitstechnisch vertretbar sei, ein solches Endlager in der Schweiz zu schaffen.
Selbstverständlich müssten die Nationalstaaten sich selber um ihren atomaren Müll kümmern, betont Mayer. Gleichzeitig aber sei ein möglichst sicheres Endlager von grösster Bedeutung und die Frage sei nach wie vor offen, ob ein solches in der Schweiz mit ihrer komplexen Geologie der Alpen überhaupt zu finden sei. Das Endlager müsse 33 000 Generationen oder 1 Million Jahre halten.
Wie das Beispiel Deutschland zeige, überdauert der Atommüll die Nationalstaaten bei weitem, weshalb man sich einzig auf die Geologie fokussieren müsse. Deswegen plädiert Mayer für eine internationale Lösung. Damit meint er nicht, dass Europa seinen atomaren Müll in Länder auslagern soll, wo es am billigsten ist, sondern dass internationale Lösungen im Sinne einer Lastenverteilung gefunden werden, welche eine möglichst sichere Endlagerung des radioaktiven Abfalls erlaubt – egal, wo dieses Endlager zu liegen kommt.