«Es geht hier um dich». Mit diesen Worten begrüsst die Broschüre Hey You der Stiftung Sexuelle Gesundheit Schweiz ihre jugendlichen Leserinnen und Leser. Bunt illustriert ist das Heft als Ergänzung gedacht zum Aufklärungsunterricht in der Schule.
Doch die Broschüre rief Kritiker*innen auf den Plan. Ein christlich-konservativer Verein erstattete Strafanzeige wegen „Sexueller Handlungen mit Kindern“. Aus der Sicht des Vereins würden verschiedene Passagen in Hey You das Zielpublikum zu Selbstbefriedigung inspirieren, zum Gebrauch von Sexspielzeugen animieren, und somit zu sexuellen Handlungen verleiten.
Heute wies die Staatsanwaltschaft Bern-Mittelland die Strafanzeige ab. In ihrer Verfügung zur Nichtanhandnahme schreibt sie, dass die Vorwürfe „geradezu absurd und abwegig“ seien.
Im Interview mit RaBe zeigt sich Barbara Berger, Geschäftsleiterin der Stiftung Sexuelle Gesundheit Schweiz, erleichtert: «Das juristische System funktioniert und lässt sich nicht von wertkonservativem Druck beeindrucken». Es sei nicht der erste Angriff auf die Arbeit der Stiftung, doch mit der Strafanzeige sei eine weitere Eskalationsstufe erreicht worden.
In dieser Auseinandersetzung, die weltweit geführt werde, stünden sich zwei Theorien gegenüber, erklärt Berger. Vor allem christlich-konservative Kreise seien der Ansicht, dass eine frühe Aufklärung dafür sorge, dass junge Menschen früher Sex hätten. Es gäbe jedoch verschiedenste Studien, die belegen, dass eine ganzheitliche, altersgerechte Aufklärung nicht zu früheren sexuellen Aktivitäten führe. «Zudem ist bewiesen, dass Kinder und Jugendliche, welche Zugang zu ganzheitlicher Aufklärung haben, besser vor sexuellen Übergriffen geschützt sind», betont Berger. Gut unterrichtete Kinder würden besser über ihren Körper Bescheid wissen, könnten Grenzen formulieren und über Beziehungen diskutieren. Genau solches Wissen vermittle die Broschüre Hey You.
