Solway ist ein Schweizer Bergbauunternehmen, dass in Guatemala durch Nickelabbau die Umwelt verschmutzt: Wer dagegen vorgeht, muss mit Repression rechnen – das hat der Journalist Carlos Choc am eigenen Leib erfahren. Carlos Choc ist Indigener der Maya Q’eqchi’ Gemeinschaft in Guatemala. Als er über die Umweltverschmutzungen und Menschenrechtsverletzungen durch die Bergbaufirma Solway mit Sitz in der Schweiz berichtet, gerät er ihn Schwierigkeiten.
Die Solway Group ist ein privates Bergbauunternehmen. Es ist gemäss eigenen Angaben der grösste private Nickelproduzent der Welt. Das Unternehmen hat seinen Sitz in der Schweiz, genauer, in Zug. Seit 2011 ist Solway in Guatemala tätig und baut in der Nähe des Izabalsees Nickel ab. Dies führt schon seit Jahren zu Konflikten: Die lokalen Bewohner:innen berichteten über Luftverschmutzung und die Verunreinigung des Sees. Die Fische seien ungeniessbar, das Wasser durch Abfallstoffe rot gefärbt. Die Behörden und Solway widersprechen: Der Nickelabbau habe keine Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt. Im Mai 2017 demonstierte de Bevölkerung gegen die Verschmutzung. Sicherheitskräfte gingen gegen die Demonstrierenden vor, nach einem Schuss lag Carlos Maaz tot am Boden, er war ein indigener Fischer der Maya Q’eqchi’ Gemeinschaft.
Die Sicherheitskräfte weisen die Verantwortung für den Tod von Carlos Maaz von sich. Doch wie genau kam er ums Leben? Diese Frage ging dem Journalisten Carlos Choc nicht aus dem Kopf. Carlos Choc hatte am besagten Tag ein Foto von der Demonstration gemacht. Darauf zu sehen: der tote Körper des Fischers Carlos Maaz, ein potentielles Beweismittel gegen die Polizei. Carlos Choc forschte weiter, fragte nach, doch plötzlich sah er sich mit Repression konfrontiert. Drohanrufe, Hausdurchsuchungen, Anzeigen: Das war die Reaktion auf seine journalistischen Tätigkeit im Zusammenhang mit dem Tod von Carlos Maaz. «Ich war mir schon bewusst, dass ich es mit einer mächtigen Rohstoffindustrie zu tun hatte, die mit dem Staat unter einer Decke steckt», erklärt Choc. «Aber ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich verklagt werde. Ich hätte nie gedacht, dass ich bedroht werde, weil ich die Verschmutzung des Izabal-Sees und die Menschenrechtsverletzungen untersucht habe.»
Carlos Choc musste untertauchen, seine Recherchen wurden für ihn zur Gefahr. Doch dann wurde das Recherchekollektiv «Forbidden Stories» auf ihn aufmerksam. «Forbidden Stories» ist ein Zusammenschluss von europäischen Journalistinnen und Journalisten, die global gegen Pressezensur vorgehen. Das Kollektiv «Forbidden Stories» nahm den Faden von Carlos Chocs Arbeit wieder auf und spinnte ihn weiter. Insgesamt vierzig Journalistinnen und Journalisten machten eigene Untersuchungen: Sie sprachen mit Minenarbeiter:innen, haben Wasserproben genommen und kamen zum selben Ergebnis wie Carlos Choc. Das Wasser war des Izabal Sees sei stark verunreinigt und Proteste dagegen werden mundtot gemacht.
Letztes Jahr wurde Daten aus einem Server von Solway geleakt. Dadurch wurde offensichtlich, was bis dahin nur vermutet wurde: Solway habe Amtsträger:innen bestochen und sei wissentich grosse Umweltrisiken eingegangen. Zudem soll Solway kritische Journalist:innen überwacht und sogar mit Drohnen verfolgt haben. Solway bestreitet die Vorwürfe weiterhin: Die Mine operiere in Einklang mit den geltenden Gesetzen.
Anfang März wurde nun bekannt, dass Solway seine Tätigkeiten in Guatemala einstellt: Das US-Finanzministerium verhängte letzten November Sanktionen wegen «Korruption» und «Einflussnahme» gegen den russischstammigen Leiter von Solway.Diese Sanktionen würden das Unternehmen dazu zwingen, die Geschäfte in Guatemala einzustellen, kommuniziert Solway. Die Fakten zu der Verschmutzung und den Menschenrechtsverletzungen sind also auf dem Tisch, die Mine wird nicht mehr weiter betrieben, doch für Carlos Choc bleiben viele Frage offen: «Wer wird für die Umweltschäden zur Rechenschaft gezogen werden? Wen können wird für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich machen? Und wen für die Pressezensur?»
Carlos Choc war letzte Woche in der Schweiz, um bei der Menschenrechtsorganisation PBI Schweiz und an der Tour de Lorraine über die Pressefreheit im Guatemala zu reden. Denn eines ist für ihn klar: «Der Bergbau erlaubt es Unternehmen, viel Geld zu verdienen und sich nicht um Umweltschäden und auch nicht um die Verletzung von Menschenrechten zu kümmern. Es ist sehr wichtig, dass wir mehr Journalistinnen und Journalisten haben, die sich für Umwelt und Menschenrechte einsetzen!»