Die sogenannten Stolpersteine sind circa 10 auf 10 Zentimeter gross, messingfarben, und mit Namen, Geburts- und Todesdaten versehen. Sie werden vor den Wohnhäusern von Opfern des Nationalsozialismus in den Strassenbelag eingelassen und sollen an die Verbrechen der NS-Zeit erinnern. Gut 100’000 solcher kleinen Gedenktafeln wurden weltweit bereits verlegt. Letzte Woche erhielt Bern nun seine ersten Stolpersteine.
Zwei Steine erinnern fortan an das Ehepaar Simon und Céline Zagiel, ein junges jüdisches Paar aus Belgien. Sie flohen im August 1942 nach Bern und versteckten sich auf dem jüdischen Friedhof. Sie wurden aber entdeckt, der Polizei gemeldet und schlussendlich nach Frankreich ausgewiesen. Frankreich war zu der Zeit von den Nazis besetzt. Diese nahmen Simon und Céline Zagiel direkt an der Grenze gefangen und brachten sie ins Sammellager Drancy bei Paris. Von da aus wurden sie in einem Viehtransport nach Auschwitz gebracht. Céline wurde in Auschwitz umgebracht, Simon überlebte.
Beim Brunnen an der Genfergasse, gleich gegenüber dem Regionalgefängnis Bern, erninnern nun zwei Stolpersteine an das historische Unrecht, das Céline und Simon Zagiel erlitten. In einer Gedenkfeier wurden die Steine in den Strassenbelag eingelegt. Insgesamt fünf solcher Stolpersteine wurden letzten Freitag in Bern verlegt. Damit wird im öffentlichen Raum an die Opfer des Nationalsozialismus in Bern erinnern, so Roland Diethelm vom Verein Stolpersteine Schweiz. Der erste Berner Stolperstein findet sich an der Monbijoustrasse 51, in Gedenken an Arthur Bloch. Bloch war Viehhändler aus dem Berner jüdischen Millieu. Er wurde 1942 auf brutalste Art und Weise von Schweizer Antisemiten umgebracht. Der zweite Stolperstein erinnert an der Spitalgasse 14 an Lucien Leweil-Woog, der im Mai 1896 in Bern zur Welt kam und 1943 in Auschwitz umgebracht wurde. Der dritte Stein ist in der Länggass, am Distelweg 1, in der nähe des Neufeld Gymnasiums zu finden und gedenkt an Guido Zembsch-Schreve, der bei der französischen Résistance Widerstand gegen den Faschismus leistete und drei Konzentrationslager überlebte.
Diese fünf Stolpersteine sollen ermahnen, dass sich die geschehenen Verbrechen keinesfalls wiederholen dürfen. Doch diese fünf Steine seien erst der Anfang, erklärt Roland Diethelm. Es gebe viele Opfer des Nationalsozialismus, die mit der Stadt Bern einen Zusammenhang haben. Für diese sollen in Zukunft weitere Stolpersteine verlegt werden.