Vom 30.1. bis 2.2.19 geht in Bern das erste queer-feministische Pornographie-Festival Schamlos über die Bühne. Wer sich dabei Hochglanz-Mainstream-Pornographie erhofft, wird nicht auf seine oder ihre Kosten kommen. Vielmehr wollen die Macher*innen das queere, politsche und subversive Potenzial von Pornographie erforschen und dabei einer Vielzahl von Geschlechtsidentitäten, Körperlichkeiten und sexuellen Orientierungen Raum geben.
Mit dabei bei «Schamlos» ist auch die indische Theaterschaffende, Schriftstellerin und Aktivistin Living Smile Vidya. In ihrer Heimat ist die 36-Jährige ein wichtiges Sprachrohr für die Anliegen von Transpersonen. Diese hätten in der indischen Gesellschaft nachwievor einen schweren Stand, sagt Living Smile Vidya, daran habe auch die Gesetzesrevision der «Transgender Persons Protection Bill» im letzten Dezember nichts geändert. «Wer in Indien einer Kuh etwas zu Leide tut, wird härter bestraft, als jemand, der eine Transperson vergewaltigt.»
Vidya hat vor rund einem Jahr in der Schweiz Asyl beantragt, weil sie aufgrund ihres öffentlichen Engagements für die Trans-Community Todesdrohungen erhalten habe. Bei «Schamlos» zeigt sie ihre Performance «Scars», in welcher sie psychische und physische Narben thematisiert, welche das Angleichen ihres männlichen Körpers an ihre weibliche Identität verursacht habe. Im RaBe-Interview spricht Vidya über die Stellung von Transpersonen in der indischen Gesellschaft und Politik und erklärt, warum die jahrhunderte alte Tradition der Hijras («Drittes Geschlecht») nicht unbedingt zu grösserer Toleranz für Transmenschen führt.