Die Organisation Pro-Búsqueda aus El Salvador sucht nach Kindern, die im Bürgerkrieg (1979–1992) von den Regierungstruppen entführt wurden. Von den über 900 verschwundenen Kindern konnten bis heute 444 wieder mit ihren ursprünglichen Familien wieder zusammengeführt werden.
Während dem Kalten Krieg im 20. Jahrhundert fanden auf der ganzen Welt zahlreiche sogenannte Stellvertreterkriege statt. Die USA und die Sowjetunion standen sich nicht selbst gegenüber, sondern sie unterstützten gegnerische Kriegsparteien. Im zentralamerikanischen El Salvador kämpfte die rechte Regierung, unterstützt von den USA, gegen eine linksgerichtete Guerilla FMLN, welche die Unterstützung der Sowjetunion genoss. Die Regierung setzte dabei unter anderem auf eine besonders unmenschliche Kriegstaktik: Sie liess Kinder von Familien entführen, die im Verdacht standen, der Guerilla nahe zu stehen.
Mit Hilfe der Regierung entstand ein kriminelles Kinderhandelsnetzwerk. Ein Teil der Kinder wurden (illegal) zur Adoption freigegeben und landeten in den USA, Europa und Australien. Andere wurden von ihren Entführern, Offizieren der Armee, gleich selber adoptiert oder sie wurden in Waisenhäuser gesteckt. Kürzlich wurde bekannt, das ein Teil der Kinder ermordet wurde.
Seit 1994 versucht Pro-Búsqueda die verschwundenen Kinder aufzuspüren und mit ihren ursprünglichen Familien zusammen zu bringen. Die Organisation untersucht die Dokumente, an die sie gelangen kann, zum Beispiel Gerichtsdokumente. Sie befragt Zeugen und Zeuginnen der Entführungen. Zudem kann die auf eine DNS-Datenbank mit genetischen Informationen der betroffenen Familien zugreifen, die sie selber geschaffen hat. Einzelne entführte Kinder kommen selber auf Pro-Búsqueda zu, weil sie wissen wollen, von wo sie ursprünglich stammen.
Erst nach einem Urteil des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte (2005) begannen auch die Behörden El Salvadors zu helfen, die Geschichte aufzuarbeiten. Doch noch immer darf Pro Busqueda nicht auf Dokumente des Militärs zurück greifen. Obwohl dort wichtige Informationen über den Verbleib der Kinder lagern würde, bleiben sie geheim.
Nach der Wiedervereinigung von Familien kümmert sich Pro-Búsqueda weiterhin um deren Betreuung. Einzelne Kinder können zu ihrer Familie wieder eine Beziehung knüpfen. Andere haben mehr Mühe, zuweilen auch, weil sie keinen Bezug mehr zur Kultur haben und kein Spanisch sprechen.
«Wir kämpfen, bis wir die letzte verschwundene Person gefunden haben», sagte der Gründer von Pro-Búsqueda, der Jesuitenpriester Jon Cortina, einst und heute arbeitet die Organisation immer noch mit diesem Motto.
Das Gespräch von Michael Spahr mit Helí Jeremías Hernández und Ana Julia Escalante von Pro-Búsqueda, die auf Einladung von Swisspeace, PBI und Guatemalanetz in Bern sind:
Am Freitagabend, 1. März 2019, um 18:30 Uhr zeigt das Kino Lichtspiel den Film «Finding Oscar» zum Thema mit anschliessender Diskussion mit Ana Julia Escalante und Helí Jeremías Hernández – in Zusammenarbeit mit Swisspeace, Guatemalanetz Bern und Peace Brigades International PBI: