Joke Lanz ist vielleicht nicht einer breiten Öffentlichkeit bekannt, dafür wird er in einschlägigen Kreisen umso mehr gefeiert. Der 54-jährige gebürtige Basler, der heute in Berlin lebt, gilt als Gallionsfigur der Schweizer Noise-Szene, als Pionier der experimentellen Musik irgendwo zwischen Dada, Punk und Performance Kunst. Lanz ist ein Grenzgänger zwischen improvisierter und experimenteller Musik, der in seinen Auftritten oft den eigenen Körper als Klangobjekt einsetzt und Plattenspieler manipuliert. Bei seinen Auftritten beschert Joke Lanz seinem Publikum eine Mischung aus Schönheit und Rohheit, manchmal ist er verstörend brachial, dann wieder kindlich verspielt. Und immer steckt in allem eine ungemeine Energie und Radikalität.
Regisseur Marcel Derek Ramsay hat Joke Lanz nun den Dokumentarfilm «My Life is a Gunshot» gewidmet. Darin nähert sich Ramsey Jokes anarcho-improvisierten Dada-Performances nicht nur inhaltlich, sondern auch formal. So wie die Kunst des Porträtierten ist auch der Film: eigenwillig, experimentell, temporeich, stark rhythmisiert und assoziativ. Dank seiner Filmsprache vermag es «My Life is a Gunshot» sowohl Abgründe wie Menschlichkeit, Hardocore wie Sensibilität des Joke Lanz zu entdecken.
Mit seiner Kamera begleitet Ramsay Joke Lanz nach New York und Berlin, ist dabei, wenn dieser seine Mutter besucht und wenn der eigener Sohn vor der Türe steht. Ramsays Dokumentarfilm ist nämlich viel mehr, als einfach nur formal eigenwilliges Künstlerportrait. «My Life is a Gunshot» ist auch ein Film über Väter und Söhne, der zeigt, was passiert, wenn verwundete Söhne selber zu Vätern werden. Denn ja: Er ist verwundet, dieser Joke Lanz. Als er 13 Jahre alt war, erschoss sich sein Vater – ein Schuss der bis heute nachhallt und seine Kunst beeinflusst.
«My Life is a Gunshot», Berner Premiere Donnerstag 12.12.19 Kino Rex, 20:15 Uhr, in Anwesenheit von Joke Lanz und Marcel Derek Ramsay. Afterparty mit DJs Beat-Man, Mike Reber, Hess