Wo stelle ich meine Werke aus und erreiche ein Publikum? Diese Frage dürfte einen Grossteil von Kunstschaffenden beschäftigen. Wer sich noch keinen Namen hat machen können, dem bleiben traditionelle Galerien nämlich oft verschlossen, gleichzeitig bräuchte es aber Namen bekannter Ausstellungsorte im CV, um überhaupt erst in Galerien ausgestellt zu werden. Ein Teufelskreis.
Dieses Problem kennt auch Serge Nyfeler. Der 56-jährige Kunstschaffende lebt und arbeitet seit geraumer Zeit in Bern. Seine imposanten Ölgemälde sind oft verspielt und detailbegeistert, manchmal auch wild und leuchtend grob. Als «Impressionist des Heute» wird Serge Nyfeler ab und an bezeichnet, wobei der Vergleich stimmig ist. Die historischen Impressionisten versuchten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sich einer Darstellung der Welt mit Licht und Atmosphäre zu nähern und das tut auch Serge Nyfeler. Allerdings zeugen seine Bilder von einer Welt, in der Konsum und grelles Neonlicht omnipräsent sind.
In seinen Werken zitiert Nyfeler gerne Markenartikel, Moderschöpfer*innen oder Werke anderer Maler*innen, und zwar ohne mit diesen in Kontakt zu treten. «Früher haben Maler die Landschaft abgebildet, ohne die Bäume um Erlaubnis zu fragen. Der heutige Mensch wandelt durch das Internet wie durch eine Landschaft, darum frage auch ich nicht», begründet er.
Auch für seine temporäre Galerie MOMA Bern hat sich Nyfeler bei der grossen Schwester in New York bedient ohne zu fragen. Nicht nur der Name, sondern auch das Logo hat er für den inoffiziellen Ableger in Bern übernommen. «Ausstellungsorte wie Wifag sagen einem Berliner Galeristen halt einfach nichts, darum hab ich MOMA Bern kreiert», sagt Nyfeler. Skrupel habe er keine, denn er achte und nütze die Marke MOMA ja in ihrem Sinne, im Sinne der Kunst.
Er wünsche sich, dass MOMA Bern auch von anderen Kunstschaffenden genützt werde, sagt Nyfeler über seine subversive Ermächtigung des Galerienraums. Zwar müsse man selber einen Ausstellungsraum finden und die Bilder aufhängen, dafür könne man aber auch sämtliche Einnahmen behalten und müsse nicht, wie sonst üblich, rund die Hälfte an die Galerie abgeben. Ausserdem habe man mit MOMA Bern dann eben einen tollen Namen im CV stehen und könne zudem sämtliche Ressourcen der vorangegeangenen Ausstellungen nützen, sagt Nyfeler. Er betont aber auch, dass er MOMA Bern nicht als Konkurrenz zu den gängigen Galeriene sehe, sondern vielmehr als «gute, echte und faire Alternative».
Serge Nyfeler im Interview mit RaBe:
Ausstellung «Womb to tomb – a few lights bright», MOMA Bern, Lorrainestrasse 14, bis am 21.12.2019