Wir fragen, warum Twitter so wenig gegen Hasstiraden und Morddrohungen gegen Frauen unternimmt, stellen das Buch «Gruss aus der Küche» vor, in dem 30 Autorinnen Gedanken zum 50. Geburtstag des Frauenstimmrechts formulieren und denken den Tag der Deutschen Einheit neu. Den Podcast zur Sendung gibts hier:
Beschimpfungen, Hasstiraden und Morddrohungen
Trotz wiederholter Versprechen versagt Twitter noch immer beim Schutz von Frauen vor Online-Gewalt. Das belegt eine neue Untersuchung von Amnesty International, bei der die Menschenrechtsorganisation eigens eine sogenannte «Twitter Scorecard» erstellte und damit die Umsetzung einer Reihe von Empfehlungen an das Unternehmen zum Schutz von Frauen analysierte. Diese Empfehlungen hatte Amnesty International vor zwei Jahren ausgesprochen, nachdem eine Studie zu Online-Gewalt auf Twitter gegen Frauen durchgeführt worden war. Gemäss der aktuellen Analyse erleben Frauen immer noch und sogar wieder vermehrt wüste Beschimpfungen, Hasstiraden oder gar Morddrohungen.
Inzwischen hat das amerikanische Mikroblogging-Unternehen zwar einzelne Fortschritte erzielt, «doch Twitter muss noch einiges unternehmen, um das Problem wirksam anzugehen», sagt die Geschäftsführerin von Amnesty International Schweiz, Alexandra Karle. «Das Unternehmen hat erst eine von zehn konkreten Empfehlungen umgesetzt und nur begrenzte Fortschritte bei der Schaffung von Transparenz geschaffen, was den Umgang mit Missbrauchsmeldungen angeht.»
Die indische Autorin und Aktivistin Meena Kandasamy bemerkt dazu: «Als Tamilin, die zwei Kasten angehört, führen kritische Äusserungen auf Twitter von mir über das diskriminierende Kastensystem in Indien zu einer explosiven Mischung. Ich erhalte eine Flut von rassistischen und frauenfeindlichen Kommentaren, darunter auch Vergewaltigungsdrohungen. Twitter scheint hinterherzuhinken und ist zu langsam, um die verschiedenen Formen der Gewalt abzustellen, denen sich Frauen ausgesetzt sehen. Twitter ist eine machtvolle Plattform, auf der wir uns äussern können. Doch Twitter muss mehr unternehmen, um die Plattform aufzuräumen und sie für Frauen sicherer zu machen.»
Laut Amnesty International ist Twitter zudem sehr zurückhaltend mit Informationen zur Zahl von Content-Moderator*innen, die beim Unternehmen beschäftigt sind und gibt auch keine Auskunft über die Abdeckung verschiedener Länder und Sprachen.
Texte zum Frauenstimmrecht
Einen Gruss aus der Küche – den schicken 30 Autorinnen, Kolumnistinnen und Historikerinnen in einem gleichnamigen Sammelband. Die Einführung des Frauenstimmrechts jährt sich im kommenden Februar zum 50. Mal. Zu diesem Anlass reflektieren die Schreiberinnen über verschiedene Themen der feministischen Bewegung – mal wissenschaftlich, mal literarisch. Ihnen gemeinsam, sei die Ausdrucksstärke ihrer Feder, sagt Mitherausgeberin Heidi Kronenberg, «Literatur öffnet Horizonte. Und das war uns wichtig bei diesem Buch».
«Gruss aus der Küche» vereint inspirierende Texte aus verschiedenen Perspektiven von Frauen mit unterschiedlichsten Biografien. Damit stimmt der Sammelband nicht nur nachdenklich, sondern unterhält auch Leserinnen und Leser, welche sich bis anhin wenig mit feministischen Anliegen auseinandersetzten.
Die einzelnen Kapitel haben kulinarische Titel wie «Amuse-Gueule», «Abschrecken» oder «Auftischen», welchen die Berner Illustratorin Nora Ryser jeweils ein Bild widmete, ebenso hat sie das Cover gestaltet.
Die Vernissage zum Buch findet am Mittwoch 14. Oktober um 18.30 Uhr im Polit-Forum im Käfigturm statt, eine Anmeldung ist erforderlich. Die Veranstaltung wird auch als Livestream übertragen.
Radioblog
Morgen Samstag 3. Oktober ist Tag der Deutschen Einheit, der dieses Jahr zum 30. Mal begangen wird. Die Wiedervereinigung Deutschlands spielt denn auch eine zentrale Rolle in Traum-Geschichts-Blog von Illustrator und Gastblogger TomTom, der von sich selber sagt, er sei «unfreiwillig im Kapitalismus gestrandet und nur ganz rein zufällig hier».