Als im März aufgrund der Covid-Epidemie sämtliche Veranstaltungen abgesagt wurden, gerieten unter anderem Musiker*innen in die Bredouille. Nun war Kreativität gefragt, wie trotz Lockdown doch noch ein interessiertes Publikum erreicht werden kann. Als Resultat wurden Balkon- und Strassenkonzerte ins Leben gerufen und Auftritte via Live-Stream in die Stuben der Menschen gesendet.
Viele der digitalen Darbietungen konnten gratis konsumiert werden, wohl auch aus dem Grund, weil ein System zur verbindlichen Monetarisierung fehlte. Damit war den Musiker*innen finanziell natürlich nicht geholfen. Zudem wurde mit der Gratiskultur im Netz auch Wasser auf die Mühlen derjenigen gegossen, die Kultur als «nettes Hobby» und nicht systemrelevant einstufen.
«Das ist doch kein Zustand», dachte sich ein Team bestehend aus Musikliebhaber*innen und Veranstalter*innen und stampfte deswegen innerhalb drei Monaten Elsendo aus dem Boden, eine Streaming-Plattform, die es Musiker*innen ermöglicht, einen Eintrittspreis für ihre Darbietungen zu verlangen. Wer mittun will, braucht einzig eine Software, die gratis heruntergeladen werden kann, sowie eine streaming-taugliche Kamera und ein Mikrofon – beides kann bei Elsendo gratis ausgeliehen werden. Die Höhe des Eintrittspreises können Musiker*innen und Bands selber festlegen, wobei Elsendo eine Kommission von 30% auf jedem verkauften Ticket erhebt.
Es versteht sich von selber, dass viele Menschen in der Post-Corona-Zeit wieder auf Live-Darbietungen umstellen werden, sind doch Gemeinschaftsgefühl und physisches Erlebnis zentrale Elemente eines Konzertes. Nichtsdestotrotz glaubt Andreas Babe, dass die Plattform Elsendo auch nach Corona eine Zukunft habe. «Ein Live-Stream heisst ja nicht zwingend, dass man einfach Musiker*innen auf der Bühne sieht. Diese könnten ja beispielsweise auch aus ihrem Bandraum senden oder aus ihrem Wohnzimmer. Vielleicht eröffnen sich hier ganz neue Konzepte.»
Das ganze Interview mit Andreas Babe: