In der heutigen Infosendung gehen wir der Frage nach, weshalb ein gewisses Misstrauen gegenüber ärztlichen Empfehlungen nicht schaden kann und was passiert, wenn nervtötendes Mückengesurre auf wohltuende Celloklänge trifft.
Podcast der ganzen Sendung:
Unterstützung bei medizinischen Entscheidungen
Brauche ich diese Operation wirklich? Oder: Muss mein Grossvater tatsächlich so viele Medikamente schlucken?
Viele Menschen sind misstrauisch gegenüber den Empfehlungen ihrer Ärztin. Wohl zumindest teilweise nicht zu Unrecht, denn das Schweizer Gesundheitssystem ist stellenweise profitorientiert. «Dabei geht es um Effizienz und Wettbewerb und somit bleibt oft zu wenig Zeit, wirklich auf die Patientinnen und Patienten einzugehen», kritisiert Annina Hess-Cabalzar von der Akademie Menschenmedizin amm.
Die Psychologin hat deswegen das Café Med mitgegründet, ein Projekt, welches mittlerweile an fünf Standorten in der Schweiz durchgeführt wird. Dabei nehmen sich Allgemein- und Fachärzt*innen, Psycholog*innen und Fachpersonen aus Sozialarbeit und Pflege einmal pro Monat Zeit für Fragen. Ohne Zeitdruck, ohne Interessenbindungen und kostenlos.
Es seien erfahrene, kompetente Berufsleute, die sich im Café Med engagieren, grösstenteils pensionierte Fachpersonen. «Diese Unabhängigkeit ist eine Bedingung um überhaupt im Café Med zu arbeiten, damit Interessenskonflikte absolut ausgeschlossen sind», so Hess-Cabalzar.
In Bern findet das nächste Café Med am Montag 13. September im Generationenhaus statt. Eine Teilnahme ist kostenlos und erfolgt ohne Anmeldung. Mehr Informationen dazu gibt es hier.
Mit Mücken in Dialog treten
Wenn kurz vor dem Einschlafen neben dem Ohr das hohe Surren einer Mücke erklingt, kann einen das in den Wahnsinn treiben. Bei Ursula Damm, Professorin an der Bauhaus-Universität in Weimar, Bildhauerin und Mixed-Media-Künstlerin, erzeugt das Surren eines Mückenschwarmes allerdings eine ganz andere Assoziation: Ein Gefühl von Verbundensein mit der Natur. Als sie vom Land in die Stadt umgezogen sei, hätten ihr die Insektengeräusche gefehlt, sagt Damm.
Das Surren von Mücken ist mittlerweile auch in ländlichen Gebieten weniger geworden. So zeigt eine Studie, dass in zwei deutschen Schutzgebieten in den letzten 30 Jahren rund 80% der Fluginsekten verschwunden sind. Mit dem Projekt Insect Songs greift Damm in Zusammenarbeit mit Cellistin Christina Meissner und Komponistin Teresa Carrasco dieses menscherzeugte Ungleichgewicht künstlerisch auf, ebenso wie die Absenz natürlicher Klänge in der Digitalität.
«Insect Songs» basiert auf einer Annahme aus der Bioakustik die besagt, dass Insekten auf Geräusche reagieren. Wird ein Ton erzeugt, der dem Flügelschlag der Insekten entspricht, fliegen diese aus. Sie habe selber erlebt, wie ein Schwarm von Zuckermücken aufgrund ihres Flötenspiels zu schwärmen begonnen habe, erzählt Damm. «Ein berührendes Moment. Als ob ein Kommunikationsfenster geöffnet wird in eine komplett andere Welt.»
Beim Musikfestival Bern wird Christina Meissner versuchen, mit ihrem Cello einen Schwarm Zuckermücken «anzustossen», also zum Schwärmen zu bringen. Gelingt der Versuch dann wird Meissner mit ihrem Cello in einen Dialog treten mit einer (fast) archetypische Soundscape.
Ursula Damm über «Insect Songs»:
«Insect Songs» im Rahmen des Musikfestival Bern, DO 2. und SA 4. September, 15 Uhr, Botanischer Garten Universität Bern, Hörsaal des Instituts für Pflanzenwissenschaft