Unter diesem Motto «Lohn – Zeit – Respekt» lancierte der Schweizerische Gewerkschaftsbund die Mobilisierung für den feministischen Streik vom 14. Juni 2023.
Trotz einigen Erfolgen habe es seit dem letzten, grossen Streik von 2019 insgesamt mehr Rückschritte als Fortschritte gegeben. Deshalb will frau nun die zentralen Forderungen der feministischen Bewegung erneut auf die Strasse tragen.
8 berufstätige Frauen aus zumeist weiblich dominierten Berufsbranchen berichteten vor den Medien über Schichtarbeit, geteilte Dienste und Überzeit wegen zu hoher Arbeitslast. Sie berichteten von Tieflöhnen bei gleichzeitig sehr hoher Verantwortung, von mangelnden Aufstiegschancen, Diskriminierung und sexueller Belästigung, aber auch von der fehlenden Anerkennung und Wertschätzung ihrer Arbeit.
Gerade der Blick auf die sehr zögerliche Umsetzung der vom Volk angenommenen Pflegeinitiative mache deutlich, dass Politik und Arbeitgebende seit dem letzten feministischen Streik sehr viel versprochen und sehr wenig getan hätten, sagt Natascha Wey, Generalsekretärin der Gewerkschaft VPOD und Vize-Präsidentin des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes SGB.
In den weiblich dominierten Branchen brauche es mehr kollektive Mobilisierung, mehr öffentlichen Druck und auch Streiks, um das zu erreichen, was in männerdominierten Branchen schon länger Realität sei. Auf dem Bau beispielsweise hätten die Gewerkschaften Rentenalter 60 durchgesetzt. Kleinkinderzieher*innen oder Pflegefachfrauen aber müssen nun bis 65 arbeiten.
Gemäss SGB verdiente 2020 die Hälfte aller Frauen hierzulande weniger als 4500 Franken im Monat. Dabei arbeiteten sie in etwa gleich viel wie die Männer, nur verrichteten sie viel mehr unbezahlte Care-Arbeit. Zudem sind Frauenbranchen meist Tieflohnbranchen: Coiffeusen, Verkäuferinnen oder Pharma-Assistentinnen verdienten nach der Lehre in einer Vollzeitanstellung oft nicht viel mehr als 3500 Franken im Monat.
Die tiefen Löhne wirken sich auch im Alter aus. Noch heute muss gemäss SGB jede dritte Frau einzig mit der AHV-Rente über die Runden kommen, ohne Rente aus der 2. Säule. Kürzlich wurde im Rahmen der AHV-Reform das Frauenrentenalter auf 65 erhöht, das Rentenproblem der Frauen aber bestehe weiterhin, kritisiert Natascha Wey. Dabei habe das bürgerlich dominierte Parlament versprochen, im Falle einer Annahme der AHV-Reform das Problem der tiefen Frauenrenten im Rahmen der BVG-Reform zu lösen. Angesichts der aktuellen Debatten im Parlament könne man davon nun aber nicht mehr ausgehen, kritisiert Natascha Wey.