Im Fokus der im Kunstmuseum Bern zu sehenden Retrospektive zu Tracey Rose stehen die Performances der südafrikanischen Künstlerin. Dabei gehe es immer um den Protest, erklärt Kathleen Bühler, die die Ausstellung mit zwei Kurator:innen des Zeitz Museum of Contemporary Art in Kapstadt zusammengestellt hat. Tracey Rose ist 1974 in Südafrika geboren und als nicht-weisse Frau in der Apartheit aufgewachsen. Die Ausstellung ist auch eine Auseinandersetzung mit den Kontiuitäten der Apartheit in Südafrika.
Diskriminiert wird Tracey Rose aber nicht nur als schwarze Person, sondern auch als Frau. Diese Überlappung von erfahrenem Rassismus und Sexismus ist in ihrer Kunst omnipräsent. Im Fokus ihrer Arbeit steht dabei der Körper als politischer Schauplatz. Das titelgebende Kunstwerk der Ausstellung entstand 2016, nach der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA. Dieser aufkeimende Rechtsautoritarismus, diese zunehmende Verrohung der Gesellschaft, diese Regression in rassistische Weltbilder: All das verlange nach einer spirituellen Reinigung, fand Tracey Rose. In shooting down babylon inszeniert sie diese Reinigung anhand eines Ayahuascarituals. Verschiedene Perspektiven auf das Ritual werden auf Monitoren abgespielt. Diese verschiedenen Perspektiven nimmt Tracey Rose nicht nur in dieser titelgebenden Installation, sondern in der ganzen Ausstellung ein. Die Ausstellung ist eine Einladung, seine eigene Perspektive zu hinterfragen: Wer schaut in der Kunst wen an? Wer ist dabei zum Objekt, wer bleibt Subjekt? Wer entscheidet, welche Körper wie und wo ausgestellt werden können?
Die Eröffnung der Ausstellung wurde jedoch von Vorwürfen überschattet. Tracey Rose positioniert sich israelkritisch und hat in der Vergangenheit eine Petition, die Israel als Apartheitsstaat bezeichnet, unterzeichnet. Der Israelitische Gemeindebund sieht dies als radikal und unkonstruktiv. Das Kunstmuseum hat sich aber dazu entschieden, Tracey Rose nicht wieder auszuladen. Stattdessen werde versucht, die Debatte um das Spannungsfeld zwischen Kunstfreiheit und Israelkritik mit einem Dialog zur Ausstellung zu begleiten, erklärt die Direktorin des Kunstmuseums Nina Zimmer.