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Die verschlafene Impfkampagne

Im Sommer 2022 steigen in Europa und weltweit die Zahlen der Neuansteckungen mit Affenpocken, später in Mpox umbenannt. Während in manchen Nachbarländern bereits im Juli geimpft wird, ist die Impfung in der Schweiz erst ab November verfügbar. Wie wurde die Schweiz zum europäischen Schlusslicht im Kampf gegen Mpox?

Im Mai 2022 machen erste Meldungen von Ansteckungen mit Affenpocken – später zur Vermeidung von Diskriminierung in Mpox umbenannt – in Europa die Runde. Eine Krankheit, über die davor noch wenig bekannt war. Mpox ist verwandt mit den Pocken, weist in der Regel aber ein milderes Krankheitsbild auf. Es bildet sich ein Hautausschlag, der Schmerzen und Juckreiz verursachen kann. Dazu kommt Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen oder Halsschmerzen. Es kann auch zu Schmerzen, Entzündungen und Blutungen im Genital- und Analbereich kommen. Übertragen wird Mpox hauptsächlich über direkten Haut- und Schleimhautkontakt sowie über Kontakt mit infiziertem Sekret von aufgeplatzten Bläschen.

Der erste Fall von Mpox tritt in der Schweiz im Mai auf. Am 23. Juli erklärt die Weltgesundheitsorganisation den Ausbruch zu einer öffentlichen Gesundheitsnotlage von internationaler Tragweite. Weltweit sind die Gesundheitsbehörden alarmiert und darauf bedacht, möglichst schnelle Lösungen zu finden. Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) der Schweiz macht sich bereits im Mai Gedanken zum Umgang mit Mpox. Doch während im umliegenden Ausland bereits im Juli 2022 geimpft wird, ist die Impfung in der Schweiz erst rund vier Monate später im November verfügbar.

Wichtige Verhandlungen zu Impfstoffen können sich scheinbar auch mal verzögern, wenn Sommerferien sind. (Illustration: Luca Mondgenast)

Wie wurde die Schweiz zum europäischen Schlusslicht in der Bekämpfung des Mpox-Virus? Und weshalb beschloss der Bundesrat erst Ende August, den Impfstoff zu beschaffen, wo das BAG doch rechtzeitig reagierte? Diesen Fragen sind die Journalisten Malte Seiwerth und Balz Oertli nachgegangen. Gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz erhielten sie interne Mails und Dokumente. Diese haben Seiwerth und Oertli ausgewertet. Ihre Recherche haben sie unter dem Titel «Die verschlafene Impfkampagne» beim Onlinemagazin «Das Lamm» veröffentlicht.

Die Recherche zeigt, wie die Beschaffung des Impfstoffs Anfangs in der Kommunikation zwischen dem BAG und dem Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) versandete: Obwohl sich die Armeeapotheke noch Ende Juni bereit erklärt hatte, den Impfstoff zu besorgen, kamen einen Monat später ganz andere Signale aus dem VBS. Mit verheerenden Folgen für die queere Community, denn beim Ausbruch im Frühling 2022 waren vor allem Männer, die mit anderen Männern Sex haben, sowie trans Personen mit wechselnden männlichen Sexualpartnern betroffen. Für sie sorgte die ausbleibende Impfstoffbeschaffung für Verunsicherung und das Gefühl, von den Behörden alleine gelassen worden zu sein.

Im Podcast «Die verschlafene Impfkampagne» erzählen wir anhand der internen Mails, wie die Beschaffung des Impfstoffs verschleppt wurde. Wir sprechen mit Loïc Michaud vom Checkpoint Genf darüber, wie er die Situation im Sommer 2022 erlebte und fragen Florian Vock von der Aidshilfe Schweiz, wie sich das Verhalten der Behörden auf queere Männer ausgewirkt hat. Und wir sprechen mit Malte Seiwerth darüber, wie er bei der Recherche vorgegangen ist.

«Die verschlafene Impfkampagne» ist eine Kooperation vom Onlinemagazin «Das Lamm» dem Recherchekollektiv WAV und RaBe-Info. Verantwortlich für die Recherche sind Malte Seiwerth und Balz Oertli, um die Audioaufbereitung haben sich Noah Pilloud und Sarah Heinzmann gekümmert. Unterstützt wurden Recherche und Umsetzung vom JournaFONDS.