Faith Kasina stammt aus Kayole, einer informellen Siedlung in Nairobi, der Hauptstadt Kenias. Gemeinsam mit fünf anderen Frauen hat sie das Kayole Community Justice Center gegründet, eine Organisation, die unter anderem Polizeigewalt dokumentiert. Denn immer wieder kommt es in Kayole zu Übergriffen durch die Polizei und sogar zu aussergerichtlichen Hinrichtungen. Für die Bevölkerung würden solche Vorfälle zum Alltag gehören, sagt Kasina: «Ein junger Mann wird von der Polizei erschossen, ein Mädchen vergewaltigt – kaum jemand fühlt sich noch betroffen, für alle ist so etwas normal».
Die Polizei rechtfertigt die Tötungen damit, dass es sich um kriminelle Personen handeln würde und agiert dabei sogar mit dem Segen des Präsidenten. Laut Kasina habe dieser einmal vor versammelten Medien erklärt, dass es keine Gefängnisplätze mehr gebe im Land, es folglich in Ordnung sei, wenn die Polizei Kriminelle erschiesse. Meist handle es sich bei den Opfern um unbewaffnete, junge Männer. Wer aus einer informellen Siedlung stamme, sei automatisch stigmatisiert, gelte sowieso als kriminell.
Corona habe die ganze Situation noch weiter verschlimmert, viele Menschen würden sich nur noch jeden zweiten Tag eine Mahlzeit leisten können, erklärt Kasina. Es sei kaum möglich zu demonstrieren oder über Petitionen die Anliegen der Bevölkerung von Kayole in die Politik zu tragen, weswegen sie und ihre Mitstreiter*innen versuchen, sich über Social Media Gehör zu verschaffen.
Zudem berichtet Kasina regelmässig auf internationalen Konferenzen über die Zustände im Land – zuletzt am UN Social Forum.
Peace Brigades International hat für’s RaBe-Info den Kontakt zu ihr hergestellt.