Linksparteien und Basisorganisationen rufen mit der «letzten bewillgten Demo» zu Protesten gegen das neue Polizeigesetz auf. In ihrem neuen Stück «Winterkrieg im Galgenfeld» bespielt die Theatergruppe Vorort ein Hochhaus und dessen weitläufige Bunker-Anlage. Ein einziges Bild für einen Kontinenten mit 54 Ländern und 1 Milliarde Menschen? Im Radioblog hinterfragen wir die westliche Vorstellung von «Afrika». Den Podcast gibts hier:
Die letzte bewilligte Demo
Diskriminierung von Fahrenden, mündliche Wegweisungen für 48 Stunden, starke Ausweitung der präventiv-polizeilichen Überwachungsmassnahmen: Das neue kantonale Polizeigesetz, über das die Stimmberechtigten am 10. Februar 2019 abstimmen, umfasst viele umstrittene Neuerungen.
Besonders umstritten sind dabei die geplanten Verschärfungen im Demonstrationsrecht: Neu sollen die Sicherheitskosten bei Demonstrationen auf die Veranstaltenden abgewälzt werden können. Bis zu 30 000 Franken sollen Veranstaltende künftig berappen müssen, falls es zu Ausschreitungen oder Sachbeschädigungen kommt.
Das sei wichtig und richtig, so die Befürwortenden des neuen Polizeigesetzes, damit nicht die Steuerzahlenden für von Privaten verursachte Sicherheitskosten aufkommen müssen. Zudem gehen sie davon aus, dass das Polizeigesetz eine ähnliche Wirkung hat wie das Hooligan-Gesetz. Sprich, dass es Ausschreitungen und Sachbeschädigungen an Demonstrationen präventiv verhindert.
Die GegnerInnen ihrerseits befürchten eine folgenreiche Einschränkung der Meinungsäusserungs- und Demonstrationsfreiheit. Deshalb rufen sie für Samstag, 12. Januar in Bern zur symbolischen letzten bewilligten Demo auf.
Winterkrieg im Galgenfeld
Die freie Theatergruppe Vorort ist bekannt dafür, dass sie gerne aussergewöhnliche Orte bespielt. Für die neuste Produktion «Winterkrieg im Galgenfeld» hat sich die Truppe das leerstehende Hochhaus an der Grenze von Bern zu Ostermundigen angeeignet. Hier – im Galgenfeld-Quartier – zwischen Schrottplatz, Friedhof und einer labyrinthischen unterirdischen Schutzraumanlage verhandeln das Ensemble den Krieg. Inspiration hat sich Vorort bei einem Text von Friedrich Dürrenmatt geholt, bei «Winterkrieg in Tibet». Dieser eher unbekannte, dystopische Text von Dürrenmatt spielt in einem Bunker, wo ein ehemaliger Soldat nach dem dritten Weltkrieg seine Erlebnisse und Eindrücke schildert.
Vororts szenischer Rundgang beginnt ganz oben auf dem Dach des Hochhauses und führt in den folgenden 2.5 Stunden hinab in die weitläufige Bunkeranlage. Wie Blitzlichter werden an den unterschiedlichen Spielorten verschiedene Aspekte des Krieges und dessen Folgen ausgeleuchtet: Abschiedszenen, exaltiertes Feiern und tanzen, weil es ja keinen Morgen geben könnte, Uniformen, Gasmasken, Nebel, Dunkelheit, Beklemmung, das Gefühl von Eingesperrt sein, von Wahnsinn und immer wieder auch Filmstationen und Live-Musik. In einem Teil der Bunker-Katakomben sind einfache Zimmer eingerichtet. Darin erzählen unterschiedliche Menschen ihre Lebensgeschichten, wobei es sich dabei um reale Lebensgeschichten handelt, denn für die Aufführung hat Vorort mit geflüchteten Menschen zusammengespannt.
«Winterkrieg im Galgenfeld» gewährt Einblick in Schlupfwinkel im Galgenfeld-Areal, die man sonst kaum erhält. Sowohl das Hochaus als auch dessen Katakomben, das kathedralhafte unterirdische Lager und der Schrottplatz bieten eine fantastische Spielkulisse, worin Vorort fantastische Bilder zu erzeugen versteht. Warme Kleidung empfiehlt sich, denn einige der Spielstätten sind draussen.
Das Konstrukt Afrika
Im heutigen Radioblog diskutiert Inforedaktorin Katrin Hiss das eindimensionale unvollständige Bild, welches der Westen von Afrika zeichnet. Dabei zitiert sie auch die feministische amerikanisch-nigerianische Autorin Chimamanda Ngozi Adichie