Die Lanzeitfolgen der Tschernobyl-Katastrophe in der Schweiz und die diesjährige Tour de Lorraine «Tour Décolonial – Köpfe und Herzen dekolonialisieren» stehen im heutigen RaBe-Info im Fokus. Den Podcast gibt es hier:
Langzeitfolgen von Tschernobyl
Heute jährt sie sich die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zum 35. Mal: Am 26. April 1986 frühmorgens explodierte der Reaktor Nummer 4 eines Kernkraftwerkes. In der Folge trat eine riesige Menge radioaktives Material aus, weite Teile Russlands, Weissrusslands und der Ukraine wurden verseucht.
Doch die Atomkatastrophe hatte auch Folgen für Westeuropa. Den Menschen in der Schweiz wurde beispielsweise geraten, Gemüse und Salat gut zu waschen und keine frische Milch zu trinken. Heute ist klar: Tschernobyl wirkte sich auch längerfristig auf die Gesundheit der Menschen in der Schweiz aus. Radioaktivität mache keinen Halt vor Staatsgrenzen, betont Claudio Knüsli, pensionierter Facharzt für Krebserkrankungen. «Durch das Unglück in Tschernobyl wurden via Atmosphäre, via Wind und Regen grosse Mengen von gefährlichen Radioisotopen über die ganze Nordhalbkugel verteilt – auch die Schweiz ist nicht verschont worden.» Vor allem im Tessin, wo es in den Tagen nach der Katastrophe stark geregnet habe, sei eine deutliche Strahlenbelastung nachgewiesen worden. In der ganzen Schweiz stünden Hunderte Krebserkrankungen im Zusammenhang mit Tschernobyl, auch habe die Säuglingssterblichkeit im Nachgang zur Katastrophe signifikant zugenommen, ebenso kam es vermehrt zu Frühaborten.
Der Verein Ärztinnen und Ärzte für soziale Verantwortung und zur Verhütung eines Atomkrieges PSR/IPPNW fordert deswegen das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK dazu auf, den neusten Forschungsergebnissen mehr Beachtung zu schenken. Die Strahlenschutzgesetzgebung solle überarbeitet werden, fordert Knüsli, Vorstandsmitglied des Vereins. «Der Bundesrat und seine Experten haben die Bedeutung der niedrigen Strahlendosen noch nicht erkannt», erklärt er im Interview mit RaBe:
«Köpfe und Herzen dekolonisieren»
Die Tour de Lorraine sorgt jedes Jahr für Gesprächsstoff in der Stadt Bern. Besonders die lange Nacht der Konzerte und Partys in rund 20 Lokalen auf beiden Seiten der Lorrainebrücke ist ein Highlight im Berner Kulturkalender. Entstanden ist das Widerstandsfest aus den Protesten gegen das World Economic Forum WEF im Jahr 2000. Seither hat sich die Tour de Lorraine als Politfestival etabliert, die gesamten Einnahmen der Partys gehen an politische Projekte.
Passend zum Thema der jeweiligen Tour gibt es ein Programm aus Workshops, Podiumsdiskussionen, Ausstellungen, Filmen, Theater oder Demo. Dieses Jahr läuft die Tour de Lorraine unter dem Titel: «Tour Décolonial-Köpfe und Herzen dekolonialisieren». Timo Righetti und Meret Oehen vom Organisationskollektiv der Tour de Lorraine 2021 waren bei uns im Studio zu Gast und haben erzählt, was es mit dem Titel und dem Programm auf sich hat. Der Auftakt zu unserer Info-Serie zum Thema Dekolonialisierung.
Die Tour de Lorraine findet vom 30.04.2021 – 13.05.2021 statt. Viele Veranstaltungen finden online statt und für viele ist eine Anmeldung erforderlich.