Auch im traditionell eher konservativen bäuerlichen Milieu geht es vorwärts mit der Gleichstellung der Geschlechter. Das Selbstverständnis der Landwirt*innen in der Schweiz ist offensichtlich im Wandel, wie das jüngste Monitoring des Bundesamtes für Landwirtschaft zeigt. Zum dritten Mal innert 30 Jahren wurden Schweizer Bäuerinnen zu ihrem Rollenbild, ihrer wirtschaftlichen Mitbeteiligung und sozialen Absicherung befragt.
Die grössten Fortschritte seit der letzten Befragung von 2012 verortet Esther Grossenbacher, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Bundesamt für Landwirtschaft in der sozialen Absicherung der Bäuerinnen. Gemäss Monitoring haben aktuell nur noch 4% aller Bäuerinnen keine eigene Absicherung und Vorsorge. Früher war das viel verbreiteter.
Die Frauen arbeiteten auf dem Hof mit, waren aber weder mitbeteiligt noch angestellt und somit selber auch kaum sozial abgesichert.
Mittlerweile erhalten rund 55% der Bäuerinnen für ihre betriebliche Arbeit einen eigenen Lohn.
Gleichzeitig bezeichnen sich gemäss Monitoring immer noch knapp ein Drittel der Bäuerinnen als mitarbeitende Familienmitglieder ohne Lohn. Demnach sind viele Frauen nicht im Rahmen ihrer Arbeit als Bäuerinnen sozial abgesichert, sondern im Rahmen einer auswärtigen Arbeit.
Als erfreulich bewertet Grossenbacher auch die steigende wirtschaftliche Bedeutung der Frauen für den Betrieb und ihr Einfluss bei betrieblichen Entscheidungen. Vor allem junge Frauen seien mittlerweile häufiger Eigentümerin oder Miteigentümerin der bäuerlichen Betriebe, bei den Bäuerinnen unter 35 Jahren seien es rund 25%.
Weiterhin Handlungsbedarf besteht gemäss Grossenbacher sowohl bei der sozialen Absicherung als auch der Beteiligung von Frauen in bäuerlichen Organisationen, um ihnen zu ermöglichen, die Agrarpolitik noch vermehrt aktiv mitgestalten zu können.
Gemäss Monitoring hat die Arbeitsbelastung von Bäuerinnen im Vergleich zur letzten Umfrage in den meisten Tätigkeiten zugenommen. Trotzdem gaben über 70% der Bäuerinnen an, mit ihrem Leben zufrieden zu sein und optimistisch in die Zukunft zu blicken.