Heute im Info geht’s um digitale Kunst! Ein Talk mit Dominik Landwehr.
Die !Mediengruppe Bitnik liess einen Roboter nach dem Zufallsprinzip Produkte aus dem Darknet, dem verborgenen Internet, bestellen. Dieser bestellte Ecstasy-Pillen, welche dann in einem Kunstmuseum ausgestellt wurden und die Polizei auf den Plan riefen. Die Gruppe ubermorgen.com entwickelte eine Webseite, wo amerikanische Stimmbürger*innen ihre Stimme an die höchst bietende Politiker*in verkaufen konnten. Sie lösten einen Skandal in den Medien aus. Das Künstlerduo Wachter/Jud schuf Online-Werkzeuge, um die Internetzensur in autoritären Ländern zu umgehen.
Das alles sind Medienkunstgruppen und -projekte, die von Digital Brainstorming unterstützt wurden. Dominik Landwehr war zwei Jahrzehnte lang Leiter der Abteilung «Pop und Neue Medien» beim Migroskulturprozent. Er war der Kopf hinter «Digital Brainstorming» und förderte Kunstschaffende, die mit den neuesten digitalen Technologien experimentierten – erfolgreich oder nicht war ihm egal. Jetzt geht er in Pension. Ob das Migroskulturprozent die digitalen Künste in Zukunft noch unterstützt, ist nicht mehr garantiert.
RaBe hat Dominik Landwehr getroffen und mit ihm über die digitale Revolution der letzten zwanzig Jahre gesprochen:
Medienkunst ist eine Bezeichnung für Kunst, die durch Maschinen erzeugt wird, und ist gleichzeitig auch eine Art Sammelbegriff für «digitale Kunst», also Kunst die dank Computern entwickelt werden kann. Medienkunst gab es bereits in den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts. Breit wahrgenommen und von Kulturförderinstitutionen finanziert, wurde sie erst Ende des 20. Jahrhunderts. «Medienkunst ist zwar häufiger in traditionellen Kunstmuseen zu sehen, als noch vor zwanzig Jahren, aber sie ist heute immer noch nicht so stark etabliert, wie man in den Neunzigerjahren geglaubt hat», sagt Dominik Landwehr gegenüber RaBe. Während zwanzig Jahren hat er – im Auftrag des Migroskulturprozent – digitale Kultur gefördert. Dabei habe es zwei grosse technologische Revolutionen gegeben, sagt er: Anfang des 21. Jahrhundert kam der Breitbandzugang für die Massen und verband immer mehr Menschen mit dem Internet. Vor zehn Jahren begann der Siegeszug der Smartphones, welche Medienproduktion und somit auch die Produktion von digitalen Kunstwerken im Taschenformat erlaubte. Parallel dazu wuchs die Möglichkeit, Werke über Soziale Medien zu verbreiten.
Die Möglichkeiten für Medienkunst sind gewachsen. Trotzdem mahnt Dominik Landwehr zur Vorsicht: Auch fortschrittsfreundliche Medienkünstler*innen sollten kritisch gegenüber neuen Technologien wie zum Beispiel «künstliche Intelligenz» sein – und diese mit ihren Werken kritisch reflektieren.
Video zu «20 Jahre Digital Brainstorming»*:
*Zur Transparenz: Das Video von RaBe-Info-Redaktor Michael Spahr wurde privat im Auftrag von «Digital Brainstorming» produziert – der hier veröffentlichte Beitrag ist eine RaBe-Produktion, die nicht durch Dritte finanziert wurde.