Heute beschäftigen wir uns mit dem neuen Mediengesetz, bzw. mit der Forderung vieler Medienorganisationen nach der Förderung digitaler Angebote, wir betrachten die auf seinen zahlreichen Reisen entstandenen Bilder des Berner Fotografen Werner Schwarz und berichten über die Hintergründe des seit 29 Tagen andauernden Hungerstreiks der wohl bekanntesten iranischen Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh im berüchtigten Evin-Gefängnis für politische Gefangene im Iran.
Den Podcast gibt es hier:
Eine zukunftsgerichtete Medienförderung
Übermorgen Donnerstag debattiert der Nationalrat über ein Massnahmenpaket zur Medienförderung. Mit diesem soll eine vielfältige Medienlandschaft garantiert werden, trotz Umstrukturierungen und Anzeigeschwund unter welchem vor allem die Printmedien seit Jahren leiden. Rund 100 Millionen Franken sollen zum Beispiel in reduzierte Postgebühren oder journalistische Ausbildungen fliessen.
Vor gut zwei Wochen hat die vorberatende Kommission des Nationalrates, die Verkehrs- und Fernmeldekommission KVF nun das geplante Massnahmenpaket entflechtet – neu soll die Förderung der online Medien separat behandelt werden. Hauchdünn sei die Endabstimmung ausgefallen mit 13 zu 12 Stimmen.
Dieser Entscheid sorgt in der Branche jedoch für grossen Unmut. Gleich zehn Medienorganisationen wandten sich gestern mit einem Appell an den Nationalrat. Sie fordern, dass die Unterstützung von digitalen Angeboten auch in das Medienförderungsgesetz aufgenommen wird. «Online Medien von einer Förderung auszuschliessen, ist einfach nicht zeitgemäss», argumentiert Melanie Berner vom Syndikat Schweizer Medienschaffender SSM im Interview mit RaBe. Für die Bevölkerung sei die Unterscheidung zwischen online und Print je länger je irrelevanter. Somit müsse «zusammengeführt werden, was zusammengehört.»
Fotografische Reisen des Werner Schwarz
In den 1960er-Jahren war die Welt noch weniger globalisiert, reisen viel weniger verbreitet und fremde Länder entsprechend wirklich noch fremd und exotisch. Diese längst vergangene Zeit spricht aus den Fotografien des Werner Schwarz.
Der 1918 geborene Werner Schwarz wuchs auf einem Bauernhof in Schliern bei Köniz auf und baute dort später eine alte Schreinerwerkstatt wieder auf, die er ab 1971 zu seinem Wohn- und Arbeitsort machte. Die Bilder, welche in seinem Atelier entstanden, sind in der Kunstwelt bekannt – weniger bekannt sind seine Fotografien. Ab den 1960er-Jahren reiste Werner Schwarz mit seiner Kamera fast ununterbrochen durch die Weltgeschichte und besuchte Länder wie Marokko, Grönland, Indonesien, England, China, Rumänien, Indien und Italien. Dabei traf Werner Schwarz auf Städte, die von Tourismus noch komplett unberührt waren und auf Menschen, die zum ersten Mal einem weissen Europäer begegneten. Schwarz sprach nur Berndeutsch, nichtsdestotrotz funktionierte die Kommunikation, das zumindest lässt die Intimität seiner Fotografien vermuten, eine Intimität, die nur entstehen kann, wenn gegenseitiges Vertrauen herrscht.
Zum ersten Mal zeigt das Berner Kornhausforum nun einen Querschnitt durch Werner Schwarz’ fotografisches Schaffen. Für seine Abschiedsausstellung hat Bernhard Giger, der per Ende Jahr in Pension geht, eineinhalb Jahre lang Diapositive im Archiv der Werner Schwarz-Stiftung im Liebefeld gesichtet. Rund 200 dieser Bilder werden nun bis 17.10. im Kornhausforum gezeigt.
Bernhard Giger über Werner Schwarz:
Nasrin Sotoudeh in Lebensgefahr
Die wohl bekannteste, iranische Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh schwebt in Lebensgefahr. Seit 29 Tagen befindet sie sich Hungerstreik, um gegen die miserablen Haftbedingungen von politischen Gefangenen im Iran zu protestieren.
Augrund der Corona-Krise hat die iranische Regierung rund 90 000 Häftlinge vorläufig freigelassen. Politische Häftlinge allerdings waren von der Massnahme ausgeschlossen. Die meisten politischen Gefangenen sitzen, wie Nasrin Sotoudeh selbst, zusammengepfercht auf engstem Raum im berüchtigten Evin-Gefängnis nahe Teheran. Inzwischen haben sich viele Häftlinge Sotoudehs Hungerstreik angeschlossen.
International erfährt Sotoudeh grosse Unterstützung sowohl seitens Menschenrechtsorganisationen wie die internationale Gesellschaft für Menschenrechte oder Amnesty International, als auch seitens zahlreicher europäischer Politiker*innen. Heute Dienstag verleiht der deutsche Richter*innenbund Nasrin Sotoudeh den Menschenrechtspreis 2020.
Im Iran selber hat sich auf den Sozialen Medien, insbesondere auf Twitter eine breite Solidaritätswelle entfacht. Namhafte iranische Anwält*innen baten Sotoudeh in einem Brief, ihren Hungerstreik zu beenden. Dies kommt für Nasrin Sotoudeh allerdings nicht in Frage, solange das Regime nichts an den von Sotoudeh kritisierten Zuständen ändert.
Derweil verschlechtert sich ihr gesundheitlicher Zustand massiv. Sotoudeh habe Ohnmachtsanfälle und könne wegen Brechreiz nicht mehr genügend Wasser zu sich nehmen. Sie schwebe in Lebensgefahr, sorgt sich Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der Deutschen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte: