Studierende haben Unterschriften gesammelt für einen einfacheren Zugang zum Austauschprogramm Erasmus+, die Lonza AG verheimlichte 12 Jahre lang, dass in ihrer Deponie in Gamsenried (VS) giftiges Benzidin ausfloss und während den Protesten auf dem Bundesplatz verköstigte die Klimaküche die Aktivisten und Aktivistinnen. Den Podcast gibst hier zum Nachhören:
10 000 Unterschriften für Erasmus+
Der Verband der Schweizer Studierenden VSS hat heute Mittwochmorgen bei der Bundeskanzlei 10’000 Unterschriften deponiert. Mit seiner Petition fordert der VSS gemeinsam mit rund 20 Jugendverbänden, Parteien, Schüler*innen- und Studierendenorganisationen, dass der Bundesrat per sofort Verhandlungen zur vollwertigen Assoziierung der Schweiz zum europäischen Mobilitätsprogramm Erasmus+ aufnimmt.
Die Schweiz stand nicht immer schon im Abseits. Erasmus+ wurde auf Eis gelegt, als im Jahre 2014 die Masseneinwanderungsinitiative angenommen wurde. Seither gilt die sogenannte «Schweizer Lösung», welche für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu einem beträchtlichen, administrativen Mehraufwand führt und Zugang und Teilnahme an den Programmen stark limitiert.
Obwohl die ersten neuen Erasmus+-Programme bereits im Januar 2021 starten, zeigt der Bundesrat keine Eile, die Verhandlungen mit der EU aufzunehmen. Erstens sei die Zeit bis Ende Jahr in jedem Fall zu knapp, und zweitens sei die EU aktuell weder mit dem Budget noch mit dem Programm von Erasmus+ weit genug, so die zuständigen Bundesbehörden.
Der VSS fordert seinerseits, dass wenn der Bundesrat beim europäischen Forschungsprogramm Horizon schnell handeln könne, müsse er das auch bei Erasmus+.
Versteckspiel der Lonza um giftiges Benzidin
Seit 2008 wusste der Pharmakonzern Lonza, dass die hochgiftige und krebserregende Substanz Benzidin aus seiner Chemiemülldeponie Gamsenried bei Visp (VS) ausläuft. Doch Lonza hielt die Analyseergebnisse offenbar fast 12 Jahre zurück, wie Recherchen von OEKOSKOP und infosperber.ch jetzt zeigen.
Das gravierende Versäumnis von damals kommentiert Lonza Anfang April ziemlich salopp: «Die Relevanz von Benzidin» scheine 2008 «nicht erkannt worden zu sein». Ein Kommentar, der wenig glaubwürdig erscheint, meint Martin Forter, Altlastenexperte und Geschäftsführer von Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz: «Die Gefahren, die von Benzidin ausgehen sind im Kanton Wallis spätestens seit 2005 bekannt». Damals kam die Substanz in Monthey bei Analysen von Grundwasser im Umfeld der Fabriken des Chemiekonzerns Ciba und des Pestizid-Herstellers Syngenta zum Vorschein. Da in der Altlastenverordnung ein Grenzwert für Benzidin fehlte, musste er hergeleitet werden. Ein Ingenieurbüro legte die zulässige Maximalmenge für Benzidin bei 1.5 Nanogramm Benzidin pro Liter fest. Das ist einer der tiefsten Grenzwerte der Altlastenverordnung. Liegt die Benzidin-Konzentration über diesem strengen Limit, muss der Verschmutzungsherd umgehend saniert werden.
Wie die Investigativrecherchen von OEKOSKOP und infosperber nun zeigen, muss Lonza 2008 bereits Kenntnis gehabt haben von diesem Grenzwert und den Gefahren die von Benzidin ausgehen.
Ohne Mampf kein Kampf
Das Klimacamp auf dem Bundesplatz wurde in der Nacht auf heute Mittwoch von der Polizei geräumt. Davor haben Aktivist*innen während zwei Tagen auf dem Bundesplatz protestiert, geschlafen, gekocht und gegessen.
Das Kochkollektiv des Rise up for Change steht dafür seit Sonntag auf den Beinen, um die mehreren hundert Aktivist*innen zu versorgen. Mittlerweile nicht mehr auf dem Bundesplatz, sondern auf der Schützenmatte. In riesigen Töpfen wird über Feuer Essen für mehrere Hundert Personen zubereitet, wobei Nachhaltigkeit oberste Priorität hat: Gekocht wird ausschliesslich vegan, das Gemüse stammt entweder von Biobäuer*innen aus der Region oder aus dem Container.
Eine Reportage über grosse Kochtöpfe, haufenweise Gemüse und helfende Hände:

Kochen für Aktivisten und Aktivistinnen auf dem Bundesplatz