Heute im Info: Wie die Schweiz ins schmutzige Geschäft mit Rohstoffen verwickelt ist, welche Interessen im neu eskalierten Konflikt im Kaukasus mitspielen und wie ein Berner Regisseur und Produzent mit einem ganz speziellen Konzept seinen neuen Film realisierte.
Das schmutzige Geschäft mit den Rohstoffen
Die FinCEN Files wurden am 20. September aus der amerikanischen Finanzmarktaufsicht geleakt. Die Dokumente beschreiben rund 2000 verdächtige Transaktionen in der Höhe von insgesamt 2 Billionen Dollar. Dokumentiert wurden unter anderem Geldwäscherei und Korruption in der Rohstoffbranche. Viele dieser dubiosen Transaktionen laufen über die Schweiz – was nicht überrascht, da rund ein Drittel des weltweiten Rohstoffhandels über die Schweiz abgewickelt wird.
Die Rohstoffbranche ist wegen untransparenten Geldflüssen besonders anfällig für Geldwäscherei und Korruption. Schweizer Banken finanzieren diese Geschäfte mit. Mit 17 Milliarden Franken haben Schweizer Grossbanken wie die Credit Suisse und die UBS, aber auch verschiedene Kantonalbanken, in den letzten Jahren den Rohstoffhandel mitfinanziert. Dies zeigt ein Bericht der Nichtregierungsorganisation Public Eye, der diesen Monat publiziert wurde.
Auch der Bundesrat kam in seinem Bericht über die Rohstoffhandelstätigkeiten unter dem Blickwinkel der Geldwäscherei im Februar 2020 zum Schluss, dass in der Rohstoffbranche das Korruptions- und Geldwäscherisiko besonders hoch sei. Doch statt die Finanzierungen des Rohstoffmarktes stärker zu regulieren, setzt Bundesbern lieber auf die Selbstverantwortung der Banken.
Die Nichtregierungsorganisation Public Eye fordert striktere Massnahmen von der Politik. Für den Rohstoffhandel sollen einerseits Lizenzen vergeben werden, die bei unlauterer Geschäftsführung wieder entzogen werden können. Andererseits sollen Rohstoffhändler*innen Sorgfaltspflichten bei der Auswahl von Geschäftspartner*innen erfüllen, um das Korruptionsrisiko zu vermindern.
Welche politischen Massnahmen wichtig wären, um die Finanzflüsse im Rohstoffmarkt transparenter zu machen, erklärt Andreas Missbach im Interview. Er ist verantwortlich für das Dossier „Rohstoffe“ bei Public Eye.
Eskalation im Konflikt um die Region Bergkarabach
Der seit Jahrzehnten andauernde Konflikt um die Region Bergkarabach ist ein Erbe der Sowjetunion. Bergkarabach liegt zwischen den zwei ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan im Südkaukasus. Damals wie heute wohnen in Bergkarabach überwiegend Armenier*innen. Auf ethnische und sprachliche Zugehörigkeiten aber nahm die Sowejtunion damals ebenso wenig Rücksicht wie die ehemaligen Kolonialmächte, als sie ihre Grenzen zwischen den Sowjetrepubliken zog. Bei der Gebietszuteilung schlug sie das armenische Bergkarabach Aserbaidschan zu.
Als die Sowjetunion anfangs der 1990er Jahre auseinanderbrach, wollte sich Bergkarabach von Aserbaidschan lossagen. Es folgte ein äusserst blutiger Krieg, welcher mit einer de facto unabhängigen, aber von keinem Staat weltweit anerkannten Republik Bergkarabach endete, der enge Beziehungen zu Armenien unterhält.
Dank russischer Vermittlung kam 1994 ein Waffenstillstandsabkommen zustande, welches zwar immer wieder gebrochen wurde, aber zumindest bis heute heftigere Kriegshandlungen verhinderte.
Seit einigen Tagen nun sprechen jedoch wieder die Waffen. Sowohl Armenien als auch Aserbaidschan haben den Kriegszustand ausgerufen, es gab Tote und Verletzte. Die aktuellen Kriegshandlungen wertet Tessa Hofmann, Soziologin und Buchautorin mit dem Schwerpunkt Armenien als jüngster Versuch Aserbaidschans, Bergkarabach wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Vorboten einer Eskalation gab es bereits im Sommer 2020, als Aserbaidschan Armenien angriff, sich aber nach kurzer Zeit wieder zurückziehen musste. Anschliessend eskalierte die patriotische Stimmung und die Kriegsrhetorik in Aserbaidschan, mit dem erklärten Ziel, die Region Bergkarabach zurückzuerobern.
Während Russland sich einerseits als Vermittler profiliert, andererseits aber auch Waffen an beide Kriegsparteien liefert, verheisst insbesondere die jüngste Einmischung der Türkei nichts Gutes. Seit Jahren schon sieht sich die Türkei als Schutzmacht Aserbaidschans und heizt den Konflikt kräftig an: Einerseits militärisch, indem sie bisher rund 4000 Söldner nach Aserbaidschan schickte; andererseits ideologisch, indem sie den territorialen Konflikt zu einem religiösen Kampf zwischen Islam und dem Christentum hochstilisiert.
Fans first – neu Art der Filmfinanzierung
Derzeit findet die 15. Ausgabe des Zurich Film Festival statt. Trotz Corona werden diverse Kinos bespielt und auch einige Stars haben ihren Besuch angekündigt, so etwa Johnny Depp und Juliette Binoche.
Dass die Welt des Films aber nicht nur roter Teppich und glamouröse Gala ist, wissen vor allem die Filmemacher*innen. Oft vergehen Jahre, bis mühselig genügend Geld für eine Produktion aufgetrieben werden kann. Dabei gibt es zwei klassische Varianten: Die Filmrechte werden im Vorfeld an einen Vertrieb verkauft oder die Produktion wird durch Fördergelder finanziert.
Ein Team rund um den Berner Filmemacher Johannes Hartmann hat nun beim Zurich Film Festival eine neue Art der Finanzierung präsentiert: Mad Invest. Dabei orientiert sich der Name an Mad Heidi, also demjenigen Film, zu dessen Realisierungszwecken das neue Modell ins Leben gerufen wurde.
Die Kernidee von Mad Invest lautet «Fans first». Bei dieser Finanzierungsart können Fans ab einem Beitrag von 500.- zu Investor*innen werden, die direkt am Umsatz des Filmes beteiligt sind. Weil so die Mittelmänner ausgeschaltet werden, bleibt mehr Geld, das zu den Investor*innen zurückfliesst.
Falls das gesteckte Ziel von 2 Millionen Franken bis Ende Jahr erreicht wird, dürfte Mad Heidi 2022 fertig werden. Das Mad-Invest-Finanzierungsmodell biete ausserdem den Vorteil, dass damit auch Piraterie und illegalen Downloads entgegengewirkt werde, sagt Hartmann im Interview mit RaBe.