Ein Stimmungsbild aus den USA vor den Wahlen, ein autonomer Literatur-Blog in Buchform aus der Stadt Bern und der persönliche Berner Unort der EVP-Stadtratskandidatin Therese Streit: Darum geht es im heutigen RaBe-Info. Den Podcast gibts hier:
Mit Sorge den US-Wahlen entgegenblicken
Nächsten Dienstag finden in den USA Präsidentschaftswahlen statt. Wohl kaum jemals in der Geschichte des Landes war die Bevölkerung so polarisiert, waren die Meinungen schon so früh gemacht.
Bereits jetzt haben viele Menschen schon gewählt. «Bei Wohllokalen in der Bronx musste man am Wochenende drei, vier Stunden anstehen um seine Stimme abzugeben», berichtet die Berner Grafikerin und Fotografin Chantal Meng, die in New York lebt. Die Stimmung im Land sei aufgeheizt, erzählt sie. Ausserdem seien viele ihrer Bekannten enttäuscht, nur die Wahl zwischen zwei alten, weissen Männern zu haben. «Die nächste Woche wird bestimmt chaotisch verlaufen – was auch immer passiert oder wer auch immer gewählt wird», so Meng im Interview mit RaBe.
«Durchgehend warme Küche»
«Oh du Bluesbar. Jedes Mal draussen stehen vor der Tür und immer die Frage, ist jetzt offen, weil du immer aussahst, als wärst du es nicht (und dann warst du es meistens), spähen nach oben, ja, mou.» So beginnt der erste Text aus der Anthologie Durchgehend warme Küche vom Schreib-Kollektiv KSB. Damit ist ein erster Rahmen für die Textsammlung bereits abgesteckt: Wir befinden uns oft im Berner Kulturleben, meist irgendwo zwischen dem ersten Bier und dem letzten Schnaps. Immer scharf beobachtend und gesellschaftskritisch.
KSB war ursprünglich der Kulturblog der Zeitung Der Bund. Unter dem Namen KulturStattBern veröffentlichten die Autorinnen und Autoren Rück- und Ausblicke aus der Berner Szene. Vor zwei Jahren kam dann der Bruch, seither ist KSB nur noch KSB und ein eigenständiger Blog.
«Wir bewegen uns irgendwo zwischen einer journalistischen und essayistischen Sichtweise auf das Leben in Bern» erklärt Mirko Schwab, einer der fünf Schreibenden. «Durchgehend warme Küche» versammle nun 22 dieser Blogtexte der letzten Jahre auf Papier. Diese seien nicht unbedingt ein Best-Of, betont Autorin Alice Galizia. Viele KSB-Texte seien schnelle Reaktionen auf aktuelle Themen oder Kurzrezensionen, solche hätten es nicht ins Heft geschafft. «Allen Texten gemein ist eine gewisse Lust an der Sprache und am Schreiben überhaupt», so Schwab im Interview mit RaBe.
«Durchgehend warme Küche» ist erhältlich in unabhängigen Berner Buchläden, also zum Beispiel im Klamauk an der Postgasse, oder in der Buchhandlung zum Zytglogge. Eine vollständige Liste der Verkaufsstellen findest du hier.
Unort Bern: Mit Therese Streit (EVP) im Tscharnergut
Am 29. November wählen die Berner Stimmbürger*innen ein neues Parlament. Für den Stadtrat kandidieren insgesamt 532 Personen auf 19 unterschiedlichen Listen für 80 Sitze. Im Rahmen unserer diesjährigen Wahlserie stellen wir bis am 6. November jeden Tag eine Stadtratskandidatin oder einen Stadtratskandidaten vor. Dabei lassen wir alle 15 Parteien, die bereits im Stadtrat vertreten sind, zu Wort kommen. Die Kandidierenden führen uns zu einem Ort in der Stadt Bern, an welchem sie einen Missstand zu beklagen haben – Ein «Unort» sozusagen.
Der Unort von Therese Streit ist der Glockenturm im Tscharnergut, der im Jahr 1964 erbaut wurde und insgesamt ein wenig in die Jahre gekommen ist. In den Augen der EVP-Stadträtin verfügt der Turm über zahlreiche symbolische Motive, die während den letzten Jahrzehnten zunehmend an Glanz verloren haben und damit auch ein Stück weit auch den Zustand unserer Gesellschaft spiegeln. Den leeren Brunnen unterhalb des Turms assoziiert sie beispielsweise mit dem unbändigen Durst der Gesellschaft, der nicht gestillt wird. Und im Bezug auf den Stern, der zuoberst auf dem Turm sitzt meint sie: «Manchmal fehlt uns in der Stadt ein solcher Stern, der uns Hoffnung geben würde, gerade in solch schwierigen Zeiten wie jetzt».
Dem Tscharnergut selbst kann Therese Streit aber durchaus viel Positives abgewinnen. «Dieses Quartier ist sehr lebendig und vielfältig, das gefällt mir. Allerdings ist es, wie auch der Glockenturm, etwas in die Jahre gekommen und da beschäftige ich mich dann auch auf politischer Ebene gerne mit der Frage, was bringt die Zukunft für ein solches Quartier und wie geht es weiter?»