Heute im Info: Worum geht es bei der Abstimmung zur Änderung des Gesetzes über Handel und Gewerbe? Wie steht es um die Nahrungsmittelsicherheit in Ländern des globalen Südens? Und wie macht man Theater zu Corona-Zeiten?
Änderung des Gesetzes über Handel und Gewerbe
Es wir über zwei Vorlagen abgestimmt: «Jugendschutz auf E-Zigis und Co.» und «Ein kleiner Schritt zu mehr Kundenfreundlichkeit».
Mit E-Zigis und Co. meint die Motion Elektronische Zigaretten, auch Vaporizer genannt und die Flüssigkeit für das Gerät. Bei einer E-Zigarette wird durch eine elektrisch beheizte Wendel das sogenannte Liquid zum Verdampfen gebracht. Der dadurch entstandene Nassdampf wird wie bei der herkömmlichen Zigarette der Rauch, von der konsumierenden Person inhaliert. Der Unterschied zur klassischen Industrie-Zigarette: Es verbrennt nichts. Inwiefern die E-Zigarette weniger schädlich ist als Industriezigaretten ist umstritten. Klar ist, dass E-Zigaretten für Konsumierende die Gefahr bergen, nikotinabhängig zu werden.
Der Grosse Rat will, dass für E-Zigaretten dieselben Regeln gelten wie für herkömmliche Raucherware. Im Kanton Bern sind Zigaretten erst ab achtzehn Jahren erhältlich, um Jugendliche zu schützen sollen auch Vaporiser künftig nur für käuflich sein. Zudem würden neu auch für E-Zigaretten die Bestimmungen zum Passivrauchen sowie ein Werbeverbot gelten. Diese neuen Regelungen im Interesse des Gesundheits- und Jugendschutzes waren im Grossen Rat unbestritten. Mit der Annahme der Gesetzesänderung wäre der Kanton Bern dem Bund voraus. Dieser hat vor, die Gesetzeslücke zum Jugendschutz national zu schliessen. Wie die neue eidgenössische Regelung aussehen wird und wann sie in Kraft tritt, ist jedoch stand heute noch offen.
Die zweite Gesetzesänderung betrifft die Ladenöffnungszeiten im Kanton Bern. Die Hauptvorlage sieht vor, dass Detailhandelsgeschäfte an vier Sonntagen pro Jahr öffnen dürfen. Bisher sind zwei bewilligungsfreie Sonntagsverkäufe pro Jahr möglich. Eine Mehrheit des Grossen Rates vertritt die Ansicht, dass diese Erhöhung der Sonntagsverkäufe die Konkurrenzfähigkeit des Detailhandels verbessert. Innenstädte und Dörfer könnten so belebt werden, meinen die Befürworter*innen. Der Schweizer Gewerkschaftsbund und die UNIA sehen darin eine unnötige Verschlechterung der Arbeitsbedingungen der Verkäufer*innen. Sie haben das Referendum gegen den Beschluss des Grossen Rates ergriffen. Deshalb liegt die Entscheidung über die zusätzlichen bewilligungsfreien Sonntage nun beim Stimmvolk. Befürworter*innen der Gesetzesänderung wollen durch die Erweiterung der Ladenöffnungszeiten mehr Kundenfreundlichkeit schaffen. Zudem soll dem grossen Druck von Onlinehandel so entgegengehalten werden können. Sonntagsarbeit sei für Läden und Beschäftigte freiwillig und wird mit einem Lohnzuschlag entschädigt.
Dies stimme in der Praxis nicht ganz, so die Gegner*innen. Verkaufspersonal müsse bereits jetzt sechs Tage die Woche verfügbar sein, komme noch ein siebter dazu sei das eine massive Verschlechterung der ohnehin bereits prekären Arbeitsbedingungen vom Verkaufspersonal. Die Angestellten haben oft tiefe Löhne und keinen Gesamtarbeitsvertrag. Zudem würde die Flexibilisierung nur Grossverteilern nützen und den Druck auf kleinere Läden erhöhen.
Da gegen die neuen Sonntagsverkäufe das Referendum ergriffen wurde, kommt auch der Eventualantrag zur Abstimmung. Eine Variante, bei der nur der Jugendschutz bei E-Zigaretten umgesetzt würde, jedoch keine zusätzlichen Sonntagsverkäufe möglich wären.
Covid-Pandemie in Entwicklungsländern
Während wir hierzulande über die Verteilung von Covid-Impfstoffen diskutieren, plagen viele Entwicklungsländer grosse Sorgen um die drohende Lebensmittelverknappung. Fast jede zweite Frau und jeder dritte Mann berichten von Einschränkungen beim Zugang zu Nahrung, sowohl was die Menge, als auch was die Qualität betrifft. Gravierend ist die Situation nicht nur in vielen Ländern in Subsahara-Afrika, sondern auch in südamerikanischen Staaten wie Ecuador, wo 80% der Befragten über einen schlechteren Zugang zu Nahrungsmitteln berichten.
Das zeigt eine neue Studie des NGO-Netzwerkes Alliance25, in dessen Rahmen über 16 000 Haushalte aus 25 Ländern befragt wurden, welche in Programme der Entwicklungsorganisationen involviert sind.
Besonders hart trifft die Covid-Pandemie die Taglöhner*innen, welche rund 90% der Befragten ausmachen. Sie berichten von grossen Schwierigkeiten, Arbeit zu finden, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Viele müssten bei Verwandten, Nachbarn oder zweifelhaften Kredithaien Geld aufnehmen, wobei die Gefahr gross sei, dass sie sich auf Jahre hinaus verschulden, sagt Kai Schrader, Berater für Evaluierung und Lernen bei der Schweizer Entwicklungsorganisation Helvetas.
Gob Squad auf der Suche nach der guten Zeit
Krisen sind Zeiten, in denen viele auf sich selber zurückgeworfen werden. Wer den ganzen Tag alleine im Homeoffice sitzt, stellt sich vielleicht irgendeinmal die Frage: Was mach ich hier eigentlich? Was passiert da draussen? Wo ist die gute Zeit?
Das hat sich auch Gob Squad gefragt, ein performatives Kollektiv bestehend aus sieben Mitgliedern aus Deutschland und Grossbritannien. Seit nunmehr 25 Jahren gehört es zum Konzept von Gob Squad, Kunst, Theater, digitale Medien und das echte Leben zu vermischen. Das passiert auch in der neusten Performance «Show Me a Good Time», worin sich Gob Squad in Bern auf eine dreitägige Suchen nach eben dieser guten Zeit begeben.
Mit Kameras ausgestattet durchstreifen drei Mitglieder von Gob die Berner Innenstadt und Umgebung, wobei das Publikum Zuhause via Live-Stream mitverfolgen kann, wie die Suchaktion verläuft. «Wir loten die Frage aus, welchen Sinn Performance, Theater und Rituale haben, insbesondere auch in Krisenzeiten», sagt Bastian Trost, der seit 18 Jahren Teil von Gob Squad ist. «Krisen werfen ein anderes Licht auf die gute Zeit.»
In «Show Me a Good Time» spielt auch der Faktor Zeit eine wesentliche Rolle. «Unsere Leben sind durchgetaktet und werden quasi von Uhren bestimmt», sagt Trost. Das wirkt sich natürlich unweigerlich auch auf die Frage aus, wann denn eine gute Zeit in welcher Form stattfindet oder überhaupt stattfinden darf.
Bastian Trost im Interview mit RaBe:
«Show Me a Good Time» Live-Streaming aus dem Schlachthaus Theater und der Stadt Bern:
DO 18.2. 18:00 –21:00 / FR 19.2. 21:00 –24:00 / SA 20.2. 15:00 –18:00 Tickets gibts hier
Gob Squad lädt zudem zum digitalen Mitagessen: Eindrücke teilen, Fragen einbringen oder einfach auch nur übers Wetter reden …. den Link du den Zoom-Meetings gibst hier