Wirklich geheuer war ihm Bern offenbar nie – zu eng die Gässchen in der Altstadt, zu düster die Lauben. Und doch hat sich Friedrich Dürrenmatt regelrecht an der Stadt abgearbeitet, in der er 10 Jahre seines Lebens verbrachte, taucht diese doch immer wieder auf in seinen Texten.
Dieses Jahr wäre Dürrenmatt 100 Jahre alt geworden. Den runden Geburtstag nahm StattLand zum Anlass, dem Denker mit der dicken Hornbrille den Stadtrundgang «Labyrinth Dürrenmatt» zu widmen. Das Labyrinth sei ein wichtiges Motiv, das Dürrenmatt immer wieder aufgegriffen habe, sagt Projektleiterin Susanna Tschui. «Ausserdem erschien ihm die Stadt Bern selber wie ein Labyrinth.»
Beim rund 90-minütigen Rundgang durch Gassen, Lauben und Treppen Berns liefert jeweils ein*e Sprecher*in Informationen zum Leben und Wirken Dürrenmatts, während ein Schauspieler Dürrenmatt gleich selber auferstehen lässt, aus dessen Texte liest oder Figuren aus seinen Stücken verkörpert. Es sei nicht ganz einfach gewesen, aus dem umfangreichen Schaffen eine Auswahl an Texten zu treffen, sagt Tschui. Darum wurde «Labyrinth Dürrenmatt» nicht biografisch-chronologisch angelegt, sondern die einzelnen Spielstationen fokussieren jeweils auf einen Schaffensaspekt: Dürrenmatt als Theaterautor, als politischer Kommentator, kritischer Denker, Krimiautor und Maler.
Bei der Erarbeitung des Rundgangs habe sie vor allem die Wechselwirkung zwischen Text und Bild fasziniert, sagt Tschui. «Alles was Dürrenmatt nicht in Sprache übersetzen konnte, setzte er ins Bild.» Wie Dürrenmatt selber sagte, sei dies für ihn die einzige Möglichkeit gewesen, mit all den Bildern umzugehen, die ständig auf ihn einstürzten. «Daran erkennt man dann auch die unglaubliche, überbordende Phantasie dieses Mannes.»
Der Audiobeitrag zum Rundgang:
StattLand-Rundgang «Labyrinth Dürrenmatt» 9.5. (14:15 Uhr) / 15.5. (14. Uhr) / 2.6. (18 Uhr) / 20.6. (14 Uhr) Infos und Anmeldung hier