Eigentlich wollte Filmemacher Theo Stich ja einen Dokumentarfilm drehen über ein historisches Ereignis. 1947 war es im beschaulichen Dorf Mitholz im Kandertal zu einer Explosion mit Todesfolgen gekommen. Stich recherchierte, sammelte Materialen und sprach mit Zeitzeug*innen. Plötzlich wurde sein Thema brandaktuell: 2018 informierte das VBS darüber, dass sich in der Felswand oberhalb des Dorfes Mitholz Armeemunition befinde. Diese Munition sei hochexplosiv und müsse geräumt werden. Brisant: Beim Munitionslager handelt es sich um das gleiche Lager, das bereits 1947 für Tote gesorgt hatte. Offenbar war es damals nicht vollständig geräumt worden, stattdessen hatten Armee und Staat das Pulverfass 70 Jahre lang verheimlicht.
2020 erklärte die damals neue Chefin des VBS Viola Amherd in der Mehrzweckhalle von Mitholz den rund 160 Bewohner*innen, dass sie ihr Dorf während den Räumungsarbeiten für mindestens 10 Jahre verlassen müssten. Ein Schock für die Mitholzer*innen, von denen die meisten seit mehreren Generationen im kleinen Dorf im Kandertal beheimatet sind.
In seinem Dokumentarfilm «Mitholz» erzählt Theo Stich die Geschichte des Dorfes seit der Explosion 1947 bis in die Gegenwart. Stich ist mit seiner Kamera nahe an den Mitholzer*innen dran. Ihr Schicksal und ihre Ängste vor der drohenden Evakuation und der damit einhergehende Entwurzelung berühren und machen betroffen. Zudem zeigt Stichs Film, was passiert, wenn Probleme einfach unter den Teppich gekehrt werden: die nächste Generation muss sie ausbaden. Und nicht zuletzt erzählt «Mitholz» eine haarsträuben Geschichte, in der Armee und Staat kläglich versagt haben, wofür bis heute niemand strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen wurde.
Der Beitrag zum Film:
Der Dokumentarfilm «Mitholz» läuft ab 26. August 2021 im Kino Rex, Bern, Première in Anwesenheit von Regisseur Theo Stich, Adrian Götschi (VBS), Hanspeter Aellig (VBS) und Jakob Tanner (emer. Prof. für Schweizer Geschichte)