Korruption, Schmiergelder und gekaufte Medienberichte – die Vorwürfe gegen den österreichischen Ex-Kanzler Sebastian Kurz und seine Entourage wiegen schwer. Nach Razzien im Bundeskanzleramt, im Finanzministerium und in der ÖVP-Zentrale beugte sich Kurz vergangenen Samstag schliesslich dem Druck und trat zurück.
Sebastian Kurz ist damit noch lange nicht am Ende, sein Machtspiel geht nun einfach aus der zweiten Reihe weiter. Kurz bleibt ÖVP-Parteichef und wechselt ins Parlament. Bereits am Montag folgte die einstimmige, geheime Wahl von Kurz zum neuen Fraktionschef der ÖVP.
Warum hält die ÖVP so so unerschütterlich und geschlossen Kurz fest? Laut der österreichischen Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl liegt dies daran, dass die Partei Kurz sei und Kurz die Partei. Die Loyalität der zentralen Exponenten gälten nicht der Partei, sondern der Person Kurz, womit auch der Niedergang von Kurz untrennbar dem Niedergang der ÖVP verbunden wäre.
In ihrem Buch radikalisierter Konservatismus hat sich Natascha Strobl eingehend mit Sebastian Kurz und der ÖVP auseinandergesetzt. Darin zieht Strobl Parallelen zu Trump in den USA, sie spricht von Führerkult und Dauererregung und von der Verurteilung jeglicher Regierungskritik als Fake News. Dies widerspiegle sich auch im jüngsten Vorgehen von Kunz.
Trotz der sehr schwerwiegenden Vorwürfe habe Kurz in seiner Rücktrittsrede keinerlei Reue gezeigt, sich nicht entschuldigt, sondern sich in seiner arroganten und überheblichen Art im Gegenteil einmal mehr zum Märtyrer und Opfer hochstilisiert. So klinge seine Rücktrittsrede bereits wieder wie eine Wahlkampfrede.
Das Kanzleramt übernommen hat der ehemalige ÖVP-Aussenminister Alexander Schallenberg, der zwar selber offiziell eine weisse Weste hat, jedoch ebenfalls ein enger Vertrauter von Kurz ist. Dass die grünen Koalitionspartner ihren Segen dazu gaben, erklärt Natascha Strobl damit, dass die Grünen auf einer ganz anderen Ebene Politik machen würden, statt auf der Macht-, gerne auf der Sachebene politisieren würden und wohl auch mit einer gewissen Naivität daran geglaubt hätten, dass mit dem Rücktritt von Kurz etwas Ruhe einkehren könnte.
Die Einschätzungen von Natascha Strobl im Gespräch mit RaBe: