Die Tuareg in den Wüsten Nordafrikas, die Guarani in den Regenwäldern des Amazonas oder die Inuit im Polargebiet: Rund vier Prozent der Weltbevölkerung gehören einer sogenannten indigenen Ethnie an. Amnesty-Indigene definiert es so: Indigene Völker bestehen aus Menschen, die in Ländern mit unterschiedlichen ethnischen oder rassischen Gruppen leben, die von der frühesten Bevölkerung abstammen, die in diesem Gebiet überlebten und die als Gruppe nicht die nationale Regierung der Länder kontrollieren, in denen sie leben
Bis vor 10 Jahren erfuhren Indigene keine besondere Unterstützung auf internationaler Ebene. Erst mit der UNO-Deklaration über die Rechte der indigenen Völker wurde ihr Recht auf Selbstbestimmung anerkannt.
In diesen Tagen feiert diese UNO-Erklärung ihren 10. Geburtstag. Grund für uns vom RaBe-Info, einmal genau hinzu schauen, wie es denn wirklich um die Rechte der Indigenen steht. Können sie ihre Institutionen und Traditionen tatsächlich erhalten? Sind sie wirklich geschützt vor Diskriminierung und Unterdrückung?
Theorie: Was ist eine UNO-Deklaration?
Alex Sutter, Philosoph und Co-Geschäftsleiter des Vereins humanrights.ch erklärt, dass der Weg zur Abstimmung über die UNO-Deklaration für die Rechte der indigenen Völker ein steiniger war. Gut 20 Jahre dauerte es, bis die UNO-Vollversammlung dem Dokument zustimmte. Bindend ist es trotzdem nicht.
Indigene & Bildung
Indigene Gemeinschaften sprechen eine eigene Sprache und leben nach eigenen Traditionen. Genau so wie die Kinder der Mehrheitsgesellschaft muss aber auch ihr Nachwuchs die Schule besuchen. Das Bildungssystem entpuppt sich jedoch oft eher als Fluch als als Segen: Indigene Kinder werden in Schulen öfters misshandelt und vernachlässigt und da sie in abgelegenen Gebieten wohnen, müssen sie vielerorts ihre Gemeinschaft verlassen um in Internaten unterrichtet zu werden. Dabei lernen sie in vielen Fällen nichts über ihre eigenen Geschichte und Kultur sondern sollen sich der Mehrheitsgesellschaft anpassen, wie Linda Poppe von Survival International erklärt.
Gold in Peru
Auch die Schweizer Wirtschaft ist involviert in Geschäfte, welche indigenen Gemeinschaften schaden. Beispiel Peru: Obwohl die lokale Regierung seit mehreren Jahren Massnahmen ergriffen hat, um den illegalen Goldabbau zu stoppen, werden nach Aussagen der Zollbehörden immer noch rund 25% der Rohstoffgeschäfte gesetzeswidrig betrieben. Dies auf Kosten der Umwelt: der Regenwald wird abgeholzt, Tonnen von Quecksilber, welches zum Abbau benutzt wird, endet in der Nahrungskette. Schweizer Goldraffinierien profitieren davon, wie die Gesellschaft für bedrohte Völker in ihrem Bericht No Dirty Gold zeigt, denn noch immer müssen die Firmen keine Rechenschaft darüber ablegen, wo sie ihr Gold einkaufen. Die Konzernverantwortungsinitiative könnte dem Abhilfe schaffen.
Indigene & Naturschutz
Indigene Völker gelten oft als beste NaturschützerInnen. Schaut man z.B. Satellitenbilder vom Amazonas an wird klar, dass dort, wo sie noch leben, der Regenwald viel besser gedeiht als in Gebieten, aus welchen sie vertrieben wurden. Immer eine Rolle bei solche Umsiedlungen spielen wirtschaftliche Interessen, dabei mischen auch grosse Umweltschutzverbände mit, berichtet Fabian Wagner von Survival International.