Nachtrag zur Demonstration «Bern stellt sich queer» gegen den christlich-fundamentalistischen «Marsch fürs Läbe». Gespräch mit der Gleichstellungsbeauftragten über Bemühungen, typische Geschlechterrollen bei der Berufswahl über den Haufen zu werfen. Beitrag über das Projekt Mare liberum, das die Situation von Geflüchteten im östlichen Mittelmeer überwacht.
Bern stellt sich queer
Zwischen 1000 und 2000 Menschen demonstrierten am vergangenen Samstag friedlich gegen die christlich fundamentalistische Kundgebung «Marsch fürs Läbe». Ebenso viele Menschen nahmen am Marsch fürs Läbe teil. Dies ist eine Veranstaltung aus konservativen Kreisen gegen das Recht auf Abtreibung. Bereits vor zwei Jahren wurde sie auf dem Berner Bundesplatz durchgeführt. Damals wie heute wurde die Kundgebung von einem Grossaufgebot der Polizei abgeschirmt. Damit wollte die Polizei verhindern, dass Gegendemonstrant*innen zum Bundesplatz hätten gelangen können, um die Kundgebung zu stören. Bereits im Vorfeld der Kundgebung forderten linksalternative Kreise dazu auf, sich der Gegendemonstration unter dem Titel Bern stellt sich queer anzuschliessen.
Geschlechterrollen bei der Berufswahl
Auch wenn Mädchen und Knaben unzählige Berufs- und Ausbildungsmöglichkeiten offen stehen, beschränken sich die meisten Jugendlichen im Berufswahlprozess auf wenige geschlechtstypische Berufe und Ausbildungswege. Mädchen wählen aus einer kleineren Palette an Berufen aus als Knaben, sie ergreifen bevorzugt Berufe in den Bereichen Gesundheit, Betreuung, KV und Detailhandel. Gerade in den pflegerischen und sozialen Berufen sind die Jungen hingegen noch untervertreten. Unter anderem durch die Digitalisierung verändert sich die Berufswelt sehr rasch, was zur Folge hat, dass viele Berufe heute hohe Kenntnisse an Informatik und Elektronik erfordern. Auch in diesem Gebiet sind weibliche Lernende noch stark in der Unterzahl.
Einerseits fehlen den Jugendlichen in der Berufswelt oft konkrete Vorbilder, die sie ermutigen, den persönlichen Interessen nachzugehen und die eigenen Talente zu nutzen, auch wenn diese nicht als typisch gelten. Andererseits halten sich traditionelle Vorstellungen davon, was «»typisch Mann», «typisch Frau» sei, hartnäckig in den Köpfen – bei den Jugendlichen wie auch bei den Eltern. So erfolgen Berufserkundungen oft in einem eng abgesteckten Feld.
Barbara Ruf von der kantonalen Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern hat an den Swiss Skills 2018 Lehrpersonen mit einer mobilen Minibar auf ihr Angebot weiter gehen angesprochen. Sie möchte dazu ermutigen, das Thema der geschlechterbezogenen Berufswahl die ganze Schullaufbahn hindurch zu thematisieren, bestehende Angebote wie den nationalen Zukunftstag zu nutzen und traditionelle Rollenbilder immer wieder zu hinterfragen. Ziel sei es, den Berufswahlhorizont von Mädchen und Jungen zu erweitern. Letztendlich sollten Männer und Frauen in allen Berufsfeldern angemessen vertreten sein, schliesslich komme eine grössere Vielfalt in der Berufswelt allen zugute.
Mare liberum überwacht die Fluchtrouten im östlichen Mittelmeer
Aus den Augen aus dem Sinn? Seit dem EU-Türkei-Deal, der Vereinbarung, dass die Türkei Geflüchtete für Geld aus der EU zurückhält, ist die östliche Mittelmeerroute kaum noch im Fokus der Medien. Zu Unrecht, wie BeobachterInnen und Menschenrechtsorganisationen vor Ort sagen. Noch immer kommen laut UNHCR (Quelle) im Schnitt täglich rund 100 Menschen in kaum seetüchtigen Booten auf den griechischen Inseln an.
An der EU-Aussengrenze ist seit dem EU-Türkei-Deal an dieser Stelle massiv aufgerüstet worden: Die europäische Grenzschutzagentur Frontex, die Küstenwache Griechenlands und der Türkei sowie NATO-Kriegsschiffe patrouillieren – seither gibt es kaum Kenntnisse über die Situation in der Ägäis.
Der in Berlin gegründete Verein Mare liberum will dies nun ändern. Mit einem eigenen Schiff beobachten die Aktivist*innen die Menschenrechtssituation vor Ort.