Der wachsende Trend psychoaktive Substanzen wie LSD oder Psilocybinhaltige Pilze in Kleinstdosierungen zu nehmen, passt zur heutigen Gesellschaft, die getrieben von der neoliberalen Ideologie nach immer mehr Leistung schreit. Im Unterschied zur traditionellen Anwendung, welche Menschen in psychedelische Rauschzustände versetzt, soll das sogenannte «Mikrodosing» die Leistung stärken und die Kreativität im Alltag fördern.
Obwohl Mikrodosierung von Rauschmitteln seit Jahrzehnten praktiziert wird, gibt es bis heute keine schlüssigen wissenschaftlichen Beweise, dass es tatsächlich etwas bringt. Das bestätigt auch Markus Berger, der das erste deutschsprachige Buch zum Thema herausgebracht hat: Microdosing ist 2019 im Nachtschatten Verlag erschienen. Es gebe jedoch Hinweise, dass Microdosing Menschen mit psychischen Problemen oder Migräne-Patient*innen tatsächlich geholfen hat, sagt Berger.
Microdosing unterscheidet sich grundsätzlich von der Minidosierung von LSD und ähnlichen Substanzen. Beim Microdosing sollten Anwender*innen keine offensichtlichen psychischen Veränderungen spüren, also zum Beispiel keine Halluzinationen erleben, was hingegen bei der Minidosierung durchaus möglich ist. Schwierig ist das Microdosing bei Rauschpilzen, die auch im Jura oder in den Schweizer Voralpen wachsen. Der psychoaktive Stoff Psilocybin ist sehr unterschiedlich stark in den Pilzen vorhanden. «Psychonaut*innen», die mit Pilzen Microdosing betreiben, gingen sehr vorsichtig vor, sagt Markus Berger gegenüber RaBe. Sie essen nur kleinste Teile der Pilze, den Stiel oder ein Stück vom Hut, denn sobald eine offensichtliche psychoaktive Wirkung eintritt, sprechen Expert*innen nicht mehr von Microdosing.
Microdosing von Substanzen wie LSD, Psilocybin oder Meskalin ist genau so illegal wie die «normale» Dosierung. Allerdings könnte das Phänomen Microdosing mithelfen, das Image dieser Rauschmittel zu verbessern und vielleicht eine Legalisierung herbeizuführen.
Markus Berger ist Ethnobotaniker, Drogenforscher, Buchautor und Chefredaktor des Magazins für psychoaktive Kultur Lucy’s Rausch – das RaBe-Gespräch:
Weiterführende Informationen zu LSD gibt es in diesem RaBe-Info-Beitrag (September 2018): Sorgenkind oder Wunderdroge?