In der Schweiz gibt es insgesamt acht Babyfenster, in denen Neugeborene anonym platziert werden können. Sobald die Klappe geschlossen ist, wird durch einen elektronischen Alarm Hilfe herbeigerufen. Die Idee des Babyfensters ist es, Mütter in Not zu unterstützen und so die Tötung Neugeborener zu verhindern. Was nach einem noblen Ansinnen klingt, ist allerdings rechtlich und moralisch umstritten. So kritisieren etwa namhafte Organisationen wie der Kinderrechtsausschuss der UNO und Terre des Hommes, dass den Neugeborenen ein Menschenrecht entzogen würden, nämlich dasjenige auf Kenntnis der eigenen Herkunft.
Er sei bei der Zeitungslektüre über das Thema Babyfenster gestolpert und es habe ihn nicht mehr losgelassen, sagt Samuel Flückiger. Der 37-jährige Regisseur hat daraufhin zusammen mit Produzent Joël Jent «Fensterlos» realisiert, einen Kurzfilm, der dieses Thema verhandelt.
35 Jahre nachdem Maria (Elvira Plüss) ihr neugeborenes Mädchen in eine Babyklappe gelegt hat, treffen die beiden Frauen aufeinander. Es findet eine zarte Annäherung statt zwischen Maria und ihrer Tochter Caroline (Sarah Spale), die allerdings nicht im Guten endet. Die naheliegendste Frage, nämlich die, warum Maria ihre Tochter überhaupt in die Babyklappe gelegt hat, bleibt in «Fensterlos» unbeantwortet. Ihm sei es nicht um die Ausgangssituation gegangen, sondern vielmehr um die Frage, wie es einem Kind ergehe, das in einer Babyklappe gelandet sei, sagt Samuel Flückiger im Interview mit RaBe. Somit verhandelt «Fensterlos» die vielleicht urmenschlichste Frage überhaupt: Wer sind wir? Und wer sind wir, wenn wir unsere Wurzeln nicht kennen?
«Fensterlos» wird im Rahmen des Kurzfilmfestival Shnit (17. – 27. Oktober 2019) gezeigt und zwar im internationalen (Dramatic Mix Green) sowie im nationalen Wettbwerb (Swiss Made 3)